Wenn Brandon Welchez dieser Tage Popmagazine durchblättert, findet der Crocodiles-Sänger oft Vorschusslorbeeren für das dritte Album seiner Band. Der Mann aus San Diego ist Lob gewohnt, seit er 2008 die Scherben seiner ersten Band zusammenkehrte – einer aufgedrehten Hardcore-Band. Mit Härte aber hatten die Crocodiles plötzlich gar nichts mehr am Hut. Die Songs, die Welchez mit Multiinstrumentalist Charles Rowell aufnahm, badeten in knietiefen Schwaden aus Hall und Rückkopplung; zusammen mit angenehm trägen Gesangsmelodien um morbide Themen – das klang wie eine Straßenköter-Variante von The Jesus And Mary Chain. Zu ahnen war da bereits das Faible des Duos für Popsongs, die in der Klangwucht oft untergingen. Auf dem jüngsten Album „Endless Flowers“ drängt nun eine ganze Fülle honigsüßer Melodien ans Licht. Ein ungewohnt flotter Party-Groove treibt einige Songs an; anderes klingt, als höre man alte Girlgroup-Platten.
In „Hung Up On A Flower“ setzt Klavier den weichen Ton, während Welchez’ Gesang an ein verwehtes Echo auf John Lennon erinnert. Zum Quintett angewachsen klingt die Band vielseitiger – nicht aber überladen. Ulkig, dass die scheinbar so kalifornisch warmen Songs erstmals fern der Heimat entstanden sind: in Berlin, in einem lichtlosen Kellergeschoss am Schlesischen Tor. Die Band scheint der herbstliche Ausflug jedenfalls beschwingt zu haben. Schließlich gehört ein „Berlin-Album“ in stilbewussten Underground-Kreisen zum guten Ton.
Text: Ulrike Rechel
Crocodiles + Smart Cops Bi Nuu, Do 31.5., 21 Uhr, VVK: 12 Ђ