Manche Dinge funktionieren eben nur in Berlin. Man muss schon in einer sehr lebenswerten Metropole beheimatet sein, wenn man seine Band auflöst und zwölf Jahre später feststellt, dass sämtliche Mitglieder noch immer in derselben Stadt leben. „Dass wir uns einfach so wieder zum Musikmachen verabreden konnten, war ein großes Glück“, erzählt Proofer, Sänger der 1983 in Lankwitz gegründeten Ska-Band Blechreiz. „Wir waren viele Jahre recht erfolgreich unterwegs. Da wollten wir aufhören, wenn es am schönsten ist. Und jetzt, da Familiengründungen und Karrierearbeit hinter uns liegen, hat uns die Lust am Musizieren wieder gepackt.“
Die zehnköpfige Band gehörte in den Achtzigern nicht nur zu den tonangebenden Pionieren der deutschen Ska-Szene, sie ebnete damit auch zahlreichen weiteren Gruppen den Weg zum Erfolg. „Es ist schön zu sehen, wie populär Ska mittlerweile ist, und unglaublich, wie viele Bands dieser Musikrichtung heute allein in Berlin existieren“, freut sich Proofer. „Hier gibt es bald so viele wie früher in ganz Deutschland.“
Nach der zwölfjährigen musikalischen Abstinenz haben sich die Blechreizer nun vorsichtig wieder ihrer neuen alten Band genähert. „Die Spielfreude haben wir im Studio prompt wieder auffangen können“, erzählt der Sänger. „Wir sind einen Tick rockiger geworden, dichter und auch knackiger. Trotzdem sind wir aber immer noch wir. Auch nach all den Jahren.“
Text: Alex Fughoff