Teen Spirit ist eigentlich der Name eines Deodorants, das es in amerikanischen Supermärkten gibt. Aber kaum jemand assoziiert damit das poppig-bunte Kosmetikprodukt; seit 1991 denkt man an ein Rockalbum – und eine bestimmte Geisteshaltung. Zuletzt war von „Teen Spirit“ nach Art von Nirvana wieder öfter im musikalischen Kontext zu hören, so bei den Blood Red Shoes. Das basslose Duo aus Brighton hetzte 2007 durch sein Debütalbum, als bleibe ihm generell nur wenig Zeit. Auch heute, knapp drei Jahre und hunderte Auftritte später, wirkt Sänger und Drummer Steven Ansell latent aufgekratzt. Wie einer, der Angst vor dem Moment hat, an dem die brummende Aggression und Zerbrechlichkeit seiner Songs verfliegt. Auf dem neuen Album „Fire Like This“ haben Ansell und Bandpartnerin Laura-Mary Carter ihren Furor jedoch nicht verloren. Sie scheinen im Gegenteil mehr Ausdrucksfülle daraus zu ziehen: etwa in drückenden Rockern wie „Don’t Ask“, bei dem man über die massigen Tiefen von Carters E-Gitarre staunt; oder in Sehnsuchtsstücken wie „Follow The Lines“ mit seinen herrlich lauten Cellostrichen. Mit Songs wie diesen reiht sich Schneewittchenschönheit Carter ein neben Indie-Diven wie The Kills, Alison Mosshart oder Karen Orzolek. Dass sich das Duo im Stress des jüngsten Schreibprozesses fast getrennt haben soll, will man kaum glauben – so sicher verkuppelt die Band ihre grobkörnige Minimalproduktion mit jugendlichem Frust und großen Popmomenten. Selbst Stürmer-und-Dränger Ansell scheint so was wie Gelassenheit zu entwickeln. „I’m putting my money on the table here – we’ve done five years and we can do another five!“, sagt er. Fünf Jahre immerhin gibt er sich und den Blood Red Shoes noch.
Text: Ulrike Rechel
Blood Red Shoes, Maria am Ostbahnhof, So 21.3., 19 Uhr, VVK: 19,40 Euro
Tickets www.tip-berlin.de/tickets