Clubsterben

About Blank in Schwierigkeiten: Berühmter Club bittet um Spenden

„Crushkurs statt Clubcrash“? Bittere Realität für das About Blank. Der legendäre Club am Ostkreuz hat mit den Folgen von Krieg, Inflation und den Nachwirkungen der Pandemie zu kämpfen. Auch die Spaltung innerhalb der Clubszene, ausgelöst durch den Nahostkonflikt, gefährdet die Nachtleben-Institution. Das About Blank befindet sich in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten und bittet nun um Spenden.

Das About Blank am Ostkreuz ist eine feste Größe in der Berliner Clublandschaft. Foto: Imago/Emmanuele Contini

Berlins Partynächte: Nur noch ein Privileg?

Die Clubs der Hauptstadt bieten Partygänger:innen aus aller Welt einen Freiraum, in dem sie sich in Rausch und Tanzekstasen verlieren können. Feiern, Sex und mehr als 24 Stunden raven – das gehört zu Berlin einfach dazu. Doch was viele Jahre lang für die Partyszene stand, nämlich bezahlbare Bedingungen, hat sich nach und nach zu einem kostspieligen Unterfangen entwickelt. Das hat das Ausgehverhalten spürbar verändert. Aber wen wundert das auch? An der Clubtür 20 Euro oder mehr zu zahlen, ist längst zur Normalität geworden. Und dabei bleibt es meist nicht. Getränke, Garderobe, das Uber nach Hause: Auch im Nachtleben geht es um Geld.

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Die Inflation lässt Partynächte zu einem Privileg werden, das geht nicht spurlos an der Clublandschaft vorbei. Hinzu kommen die Nachwirkungen der Pandemie, nicht wenige haben ihren Lebensstil geändert und sich von Alkohol und Drogen verabschiedet. Dadurch sind ganze Partycrews von der Bildfläche verschwunden. Zusätzliche Krisen wie Krieg treiben die Energie- und Nebenkosten in die Höhe und die unausweichliche Techno-Kommerzialisierung führt immer häufiger zu schwindelerregend hohen DJ Gagen. Auch durch den A-100 Ausbau sind viele Clubs am Ostkreuz in ihrer Existenz bedroht. Unterm Strich heißt das: Steigende Ausgaben bei sinkenden Umsätzen. Das kann kaum ein Club lange mitmachen.

Das About Blank versteht sich als linksradikaler Club. Foto: Imago/F. Anthea Schaap

About Blank: Techno ist auch politisch

Das About Blank ist seit der Eröffnung 2010 eine feste Größe in der Berliner Feierszene. Der Club am Ostkreuz ist nicht nur für guten Techno, House und den großen Außenbereich mit Chill-Area bekannt, sondern auch für seine linkspolitische Haltung. Das Gründungskollektiv des Blanks entstammt der linksradikalen Szene und ihren subkulturellen und politischen Strukturen der 1990er und Nullerjahre. Feministisch, antifaschistisch und antikapitalistisch: Der Club versteht sich als Schnittstelle zwischen linker Subkultur und der Berliner Techno- und House Szene. Wirklich linke Clubs gibt es deutschlandweit nur wenige. Nachdem das Kollektiv des Mensch Meier wegen gestiegener Kosten bereits im vergangenen Jahr aufgegeben hat, ist das About Blank nun der einzige große Partyort in Berlin, der klare politische Haltung mit nächtlichem Exzess zusammenbringt.

Doch das schwarze Loch, das nach und nach immer mehr Alternativorte einsaugt, macht auch vor den Toren des About Blanks keinen Halt. Der Club befindet sich in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten – und das nicht nur wegen steigender Kosten. Immer wieder fanden im About Blank Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen statt, die explizit den Antisemitismus unter Linken thematisiert. Schon seit einigen Jahren wird der Club immer wieder als „pro-israelisch“ oder „zionistisch“ gelabelt. Nachdem sich der Nahostkonflikt im Zuge des 7. Oktobers weiter zugespitzt hat, wird das About Blank von mehreren Seiten angefeindet und boykottiert. Das führte zu Absagen und teilweise sogar zu Veranstaltungsausfällen.

Die Tanzfläche des About Blank in Friedrichshain. Der Club befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten. Foto: ://aboutblank/Bastian Bochinski

Die Kampagne „Crushkurs statt Clubcrash“ soll dem About Blank helfen

Vor wenigen Wochen hat das Kollektiv die Kampagne „Crushkurs statt Clubcrash“ ins Leben gerufen. Darüber ist es möglich, als „shareblanker:in“ dem Club aus Solidarität Geld zu schenken. Das geht einmalig aber auch dauerhaft. Ob das die Lücke wirklich füllen wird, bleibt offen – „Das About Blank bleibt Risikokapital“, heißt es auf der Website. Wie kommt ein Club sonst noch an Geld? Preiserhöhungen. Doch die seien bereits ausgeschöpft. „Für einen linken Ort, der eigentlich möglichst niemanden ausschließen und eine niedrige Zutrittsschwelle anbieten will, wäre es paradox, immer weiter an der Preisschraube zu drehen“, erklärt Sulu Martini, ein Sprecher des Clubkollektivs. Die Message ist klar, feiern sollte kein Privileg für Wohlhabende sein. Mit dem „Blank Friday“ setzte der Club ein Zeichen gegen die fortschreitende Kommerzialisierung.

Eine weitere Möglichkeit wären Profite durch Techno-Eventisierungen wie sie in zahlreichen Berliner Clubs immer wieder stattfinden. Bookings nach Followerzahlen, Firmenevents und eine möglichst weite Reichweite durch TikTok-Blödsinn. Doch all das kommt für das About Blank trotz finanziellen Druck nicht in Frage. „Wir werden unsere politischen Ideale nicht dem kommerziellen Druck opfern, wir sind ein solidarisch-ökonomischer Betrieb der nie profitorientiert gewirtschaftet hat“, so Sulu Martini. Eins ist klar, das About Blank bleibt sich treu. Wirft man einen Blick auf die noch bevorstehenden Events auf Resident Advisor, blitzt ein Hoffnungsschimmer auf: Expeditions, die legendäre Staub Party, das Blank Holidays-Festival und die neue Partyreihe Lowkey Stars stehen unter anderem noch an. Der verbliebene Sommer verspricht heiß zu werden. Nicht nur für die Partyszene, sondern auch für die linke Szene und die Stadt an sich wäre das Ende des Blanks ein schwerer Verlust.

  • About Blank Markgrafendamm 24c, Friedrichshain, supporten könnt ihr den Club online

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