Kommentar

2G-Plus in Berlin: Die 50-Prozent-Kapazitätsregel für Clubs ist ungerecht

Für Clubs gelten ab Samstag unter 2G-Plus die strengsten Regeln, unter anderem dürfen Clubs ihre Räume nur noch zu 50 Prozent füllen. Das ist ungerecht, ergibt wenig Sinn und belastet die Einrichtungen am meisten, die seit der Pandemie ohnehin auch am meisten gelitten haben, findet unsere Autorin.

2G-Plus in Berlin: Für Clubs gelten besonders strenge Regeln. Das ist ungerecht, findet unsere Autorin.
Clubs dürfen ab Samstag nur noch 50 Prozent der Gäste hereinlassen. Foto: unsplash/David Jackson

2G-Plus: Für kleine Clubs lohnt sich der Betrieb bei 50 Prozent Auslastung oft nicht

Die Clubs hat es mal wieder am härtesten getroffen. Ab Samstag gilt 2G-Plus für Freizeiteinrichtungen in Berlin, also für Theater, Kinos, Konzerte und Clubs. 2G-Plus bedeutet: Die Einrichtungen dürfen nicht nur ausschließlich Geimpfte und Genesene hereinlassen, sondern müssen entweder mit Schnelltests, Masken oder Abstandsregeln für zusätzliche Sicherheit sorgen. Außer Clubs – die dürfen zusätzlich zu den Schnelltests, die sie von ihren Gästen verlangen müssen, ab kommendem Wochenende ihre Räume nur zu 50 Prozent auslasten.

Die Vorgabe, zusätzlich zu den Nachweisen über Impf- und Genesenenstatus Schnelltests zu verlangen, ist leicht umzusetzen. Viele Clubs und Veranstalter:innen fragen bereits seit Wochen beim Einlass nach negativen Schnelltests. Die 50-Prozent-Regel, Teil der neuen 2G-Regeln in Berlin, allerdings könnte vielen Clubs das Genick brechen. Nicht unbedingt dem Berghain und anderen großen Clubs: Dort ist dann wahrscheinlich lediglich die Schlange halb so schnell und doppelt so lang und die Tür doppelt so hart. Sondern den kleinen Clubs, die nicht viel Umsatz machen und auf alle zahlenden Gäste und ihren Durst angewiesen sind.

Die Situation erinnert in unguter Art und Weise an vergangenen Herbst, wo Clubs als erstes schließen mussten, es aber noch keinen passenden Rettungsschirm für sie gab. Der kam dann zum Glück irgendwann. Zurzeit aber können die Clubs auf kein Rettungspaket zurückgreifen, schließlich müssen sie ja nicht schließen. Dass sich der Betrieb für die meisten in dieser Ausgangslage aber nicht rechnet, daran scheint der Senat bislang nicht gedacht zu haben.

Clubgänger:innen waren schon im August zu 90 Prozent geimpft oder genesen

Gut möglich, dass mit einem Kultursenator Klaus Lederer (Linke) das nächste Paket, das auch die Bedürfnisse von kleinen Clubs mit einbezieht, nicht fern ist. Aber ungeachtet dessen, ob es kommt oder nicht, macht es wütend, dass die Clubs mal wieder am stärksten leiden. Aus einer Reihe von Gründen: einerseits, weil Berliner Clubgänger:innen, das hat das Pilotprojekt Clubculture Reboot im August gezeigt, eine Impf- und Genesungsrate von circa 90 Prozent aufweisen.

Das lässt darauf schließen, dass die Clubkultur die Infektionszahlen eher nicht in die Höhe treibt – im Gegensatz zu jenen, die sich, obwohl sie könnten, immer noch nicht impfen lassen und damit die Pandemie anheizen. Abgesehen davon ist fraglich, inwieweit es einen Unterschied macht, ob sich 100 oder 200 Menschen in einem Club befinden, wenn sich eh alle an den Toiletten oder auf der Tanzfläche drängen.

Sollten sich die Regeln für die Clubs noch verschärfen oder sie ganz schließen müssen, stellt sich auch, wie schon im vergangenen Jahr, die Frage, wie es sein kann, dass Teile der Kulturwelt komplett dicht machen muss, während sich in der Industrie und in den Büros fröhlich weiter infiziert wird. Eine echte Home-Office-Pflicht gibt es nämlich wieder nicht, und es wird auch wieder nicht mal auch nur daran gedacht, nicht-systemrelevante Produktionen einzuschränken – auch wenn letzteres angesichts der aktuellen Zahlen auch noch nicht nötig erscheint.

Das alles spielt sich vor dem Hintergrund ab, dass die vierte Welle ungleich flacher hätte werden können, wenn die vielen Uneinsichtigen sich nicht einfachen Fakten verschlossen und sich impfen lassen hätten, was heute in Berlin ohne große Probleme und schnell möglich ist. All das ist so absurd, dass man eigentlich lachen müsste, wenn die Lage nicht so ernst wäre.


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