Kommentar

Clubs: Neue Regelung ist vernünftig – und macht trotzdem wütend

Wegen der neuen Regel des Senats für Clubs in Berlin ist es erstmal wieder vorbei mit Partys und Tanzen. In der aktuellen Lage ist das vernünftig und logischer als die vorangegangene Regel alle Mal. Wütend macht allerdings, dass die Schließungen vielleicht hätten verhindert werden können: mit mehr Impfungen und wenn die PCR-Pilot-Strategie der Club Commission umgesetzt worden wäre.

Clubs in Berlin: Die neue Regelung ist vernünftig, aber macht trotzdem wütend
Neue Regel für Clubs in Berlin: Partys mit Gedränge auf der Tanzfläche gibt es erstmal wieder nicht mehr. Foto: Imago/imagebroker

Die neuen Maßnahmen sind besser als die letzte Regelung

Ab nächster Woche ist es erstmal wieder vorbei mit dem Sich-Gehen-Lassen auf der Tanzfläche, dem wilden Rumknutschen zwischen Strobo-Licht und Bässen, dem Blicke schweifen lassen über eine wogende Masse aus Menschen. Berlin liegt mit einer Inzidenz von 360 knapp über der Grenze des Bundes, bei der Clubs schließen müssen. Aber selbst wenn die bundesweite Regelung nicht wäre: Der aktuelle Berliner Senat hat, in den letzten Tagen seiner Amtszeit, neue, teils schärfere Corona-Regeln für die Hauptstadt erlassen.

Demnach herrscht in Berlin ab nächster Woche Mittwoch, den 8. Dezember wieder Tanzverbot. Clubs dürfen offen bleiben, aber Besucher:innen nur sitzen und trinken beziehungsweise essen. Angesichts der Horror-Berichte von den Intensivstationen erscheinen die neuen Regelungen nur sinnvoll, vor allem aber: vernünftiger als die vorher beschlossenen Maßnahmen, nach denen Clubs nur 50 Prozent ihrer Kapazität nutzen durften. Denn die brachten kleinere Berliner Clubs in eine missliche Lage, weil ein Betrieb mit nur 50 Prozent der Gäste kaum wirtschaftlich war. Gleichzeitig standen ohne ein striktes Öffnungsverbot staatliche Hilfen für sie außer Frage.

Außerdem ergab die Kapazitätsgrenze bei Tanzveranstaltungen eh keinen Sinn, weil sich die Menschen hauptsächlich auf der Tanzfläche und in den Toilettenräumen drängten – was bei Partys eigentlich von vornherein klar war. Umso absurder erschien diese Regelung, weil sie so schnell auf die kurz vorher eingeführte 2G-Plus-Regelung folgte, dass sich gar nicht erst zeigen konnte, ob letztere überhaupt Wirkung zeigt.

Warum hat der Senat das Pilot-Projekt ignoriert?

Verwunderlich ist auch, dass der Berliner Senat zu keinem Zeitpunkt, zum Beispiel, als die Inzidenzen noch relativ niedrig waren, den Vorschlag der Club Commission in Betracht gezogen hat, grundsätzlich alle Gäste vor und nach den Partys mit PCR-Tests zu testen. Die Club Commission hatte diese Form des Feierns im Rahmen mehrerer Pilotveranstaltungen im August ausprobiert. Bei den sechs Partys in verschiedenen Clubs, an denen mehr als 2000 Menschen teilgenommen hatte, hatte sich nachweislich niemand mit Corona infiziert – sicher auch, weil die sieben Menschen, die positiv waren, im Vorfeld durch die Tests ausgeschlossen worden waren.

Wirtschaftlich und zeitlich möglich war die massenhafte Testung, weil immer eine große Menge PCR-Tests in einem Pool ausgewertet wurden. Das Pilotprojekt zeigte auch, dass das Berliner Feierpublikum Impfungen sehr zugewandt ist und demnach eher nicht zu den Pandemietreibern gehört: Knapp 90 Prozent der Teilnehmenden waren geimpft oder genesen.

Angesichts des Infektionsgeschehens und der untragbaren Situation in den Krankenhäusern hatten Clubs wie das About Blank oder das SchwuZ schon vor den neuen Bundes- und Senatsmaßnahmen dicht gemacht. Das ist absolut nachvollziehbar. Trotzdem macht es wütend, dass die Lage, in der wir uns jetzt befinden, vermeidbar gewesen wäre: wenn sich mehr Ungeimpfte endlich wissenschaftlichen Fakten und logischen Argumenten geöffnet hätten, wenn die Impfkampagne der letzten Bundesregierung (inklusive Booster-Plan) besser gewesen wäre, wenn Ideen wie die PCR-Test-Strategie der Club Commission ernstgenommen worden wäre.


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