Adieu Techno-Kommerz: Ganz bewusst verzichtet die neue Partyreihe „Lowkey Stars“ auf ein hochkarätiges Line-up und bringt stattdessen noch unbekannte Talente hinter das DJ-Pult. Nachdem die Reihe erstmals im August startete, geht der Veranstalter Roko nun in die nächste Runde. Insgesamt 17 Newcomer:innen aus dem Bereich Techno, Trance und Groove legen am 30. November im About Blank auf.
Die meisten Clubs setzen auf Mega-Line-Ups
Jedes Wochenende setzen zahlreiche Clubs der Stadt auf ein hochkarätigen Line-up, welches ihre Tanzflächen füllen soll. Durch das teure Booking wird nicht nur automatisch der Eintritt teurer, auch haben es neue DJ-Talente neben den großen Namen oft schwer, in die Szene einzusteigen. Die neue Partyreihe „Lowkey Stars“, die im About Blank stattfindet, setzt sich dieser Entwicklung entgegen. Ganz bewusst wird hier auf ein Line-Up der Superlative verzichtet und stattdessen einer noch neuen Dj-Generation der erste Einstieg in die Techno-Welt ermöglicht.
Die Zeiten, in denen die Techno-Kultur innerhalb der Underground-Szene stattfand, sind Geschichte. Schon fast nostalgisch wird an Raves erinnert, die fernab von elitären Vibes einen Freiraum für Individualität boten. Blickt man auf die Größen der Berliner Clublandschaft, ist von dieser antikapitalistischen Subkultur heute nicht mehr viel übrig. Es geht um Profit und auch dadurch scheint der Zauber der Freiheit zu schwinden. Noch vor wenigen Jahren war die Situation eine andere.
„Der Urgedanke von Techno geht durch das Headliner-Booking verloren“
Doch dann kam die Pandemie und mit ihr eine Generation, die Raverpartys bei TikTok und Instagram feierte. Hallo Techno-Kommerz. Die einst so alternative Szene ist zum Business geworden. Immer mehr Clubs setzen verstärkt auf ein Booking, das DJ Superstars listet, um so ein breiteres Publikum anzusprechen. Für Newcomer:innen ist da wenig Platz. Roko, 29, versucht sich dem entgegenzusetzen: „Beim Feiern geht es ums Zusammenkommen, um Gemeinschaft und darum, Emotionen zu verarbeiten. Der Urgedanke von Techno geht durch das Headliner-Booking verloren. Ich möchte das wieder zurückholen.“ Roko alias Bélavie hat selbst vor mehr als zehn Jahren angefangen, im eigenen Wohnzimmer aufzulegen. Im August startete der DJ dann die neue Partyreihe „Lowkey Stars“ und brachte mit ihr etwas zurück, das im Berliner Nachtleben schon fast verloren schien: Nahbarkeit auf dem Dancefloor.
Über einen Bewerbungsaufruf per Instagram haben sich mehr als 180 Personen gemeldet. Die meisten kamen aus Berlin, aber auch DJs aus der Schweiz, Irland und Österreich haben ihr Glück versucht. Das DJing wird von vielen jungen Menschen neu entdeckt. Der Einstieg ins Nachtleben ist jedoch nicht einfach, beobachtet auch Roko: „Obwohl ich in der Szene etabliert bin, merke ich immer wieder, wie schwierig es ist an einen Act zu kommen. Wer nicht schon lange als DJ aktiv ist oder durch Vitamin B reinkommt, hat kaum eine Chance.“
Die neue Partyreihe „Lowkey Stars“ schafft ein Gegengewicht im Nachtleben
Insgesamt 13 DJs, wovon die Hälfte FLINTA* sind, wurden aus den Genres Trance, Groove, House-Techno und Hardcore Psytrance für die Party im About Blank ausgewählt, dafür waren mehrere Punkte zentral, erklärt Roko: „Im Entscheidungsprozess haben natürlich die Musiksets und die Übergänge eine zentrale Rolle gespielt, aber uns ging es auch um das Storytelling der Artists. Sie sollten etwas verkörpern.“ Während die Techno-Kultur nun abermals einen Hype erlebt, schafft „Lowkey Stars“ ein Gegengewicht im Nachtleben – eine Party wie von Freunden für Freunde.
Für Roko entspricht das Konzept einem Grundprinzip: „Natürlich bekomme ich den Club nicht durch hochkarätige DJs voll, aber das will ich auch gar nicht.“ Wer braucht schon große Namen im Line-up? Techno steht für Gemeinschaft, gute Laune und Ekstase, solch ein Spektrum kann mindestens genauso gut von Newcomer:innen übertragen werden. Im About Blank zumindest hat die ausgelassene Stimmung bis zum Closing angehalten. Es ist draußen schon längst wieder hell geworden, als die 20-jährige DJ m4tsch1 hinter dem Pult mitfeiert und sagt: „Ich liebe es Tracks aufeinander abzustimmen und dabei zu sehen, wie die Leute die Musik genauso abfeiern wie ich.“ In der ersten Reihe jubeln ihr die Menschen immer wieder zu. Von Müdigkeit ist auf dem Dancefloor keine Spur.
- Lowkey Stars im About Blank, Markgrafendamm 24c, Friedrichshain, nächste Party ist am Sa 30.11., 22–8 Uhr, 15 €, mehr Infos hier
Lust, am Wochenende auszugehen? Hier sind unsere Tipps für Clubs und Partys am Wochenende. Clubkultur ist vielseitig. Immer neue Geschichten aus der Welt der Berliner Clubszene gibt es hier. Eine der legendärsten Partyreihen: Die Staub-Party im About Blank. Schluss mit Partys direkt an der Spree: Der Club Watergate schließt Ende des Jahres. Ein weiterer Club ist betroffen: Die Renate muss Ende 2025 ihre Tanzflächen räumen. Ein weiterer berühmter Club befindet sich in Schwierigkeiten: Das About Blank bittet um Spenden.