Clubkultur

Hotelneubau am Berliner Club ://about blank – Kultureller Raum in Gefahr

Der Berliner Senat hat den Weg für ein weiteres Hotelprojekt in Friedrichshain freigemacht – trotz massiver Kritik aus der Kulturszene und entgegen dem ausdrücklichen Votum des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. An der Laskerstraße 1, in direkter Nachbarschaft zum international bekannten Club ://about blank, soll ein Hotel mit 240 Betten entstehen. Für die Clubcommission Berlin ist das ein fatales Signal. Der Interessenverband sieht nicht nur den Bestand des Clubs gefährdet, sondern auch die kulturelle Vielfalt des gesamten Quartiers.

Schlange vor dem Techno-Club ://about blank inFriedrichshain. Foto: Imago/Jürgen Held
Schlange vor dem Techno-Club ://about blank in Friedrichshain. Foto: Imago/Jürgen Held

„Ein weiterer Schlag gegen die Clubkultur“

„Ein weiterer Schlag gegen die Clubkultur“, nennt die Clubcommission den Beschluss. Die Initiative wirft dem Senat vor, kulturelle und soziale Strukturen zunehmend zugunsten kommerzieller Interessen zu vernachlässigen. Das Hotelprojekt stehe exemplarisch für eine „kurzsichtige Stadtentwicklungspolitik“, so die Kritik.

Der Club ://about blank ist nicht nur ein Ort elektronischer Musik, sondern auch ein Raum für queere, feministische und politische Initiativen – mit internationalem Ruf. In der direkten Umgebung sind zudem weitere soziokulturelle Einrichtungen wie die Raumerweiterungshalle, Zuckerzauber, die Czentrifuga und der Jugendclub E-Lok angesiedelt. Auch sie könnten durch die geplante Bebauung unter Druck geraten.

Besonders brisant ist die Tatsache, dass der Hotelbau in einer Zeit erfolgt, in der Berlin bereits ein Überangebot an Hotelbetten verzeichnet. Gleichzeitig steigen Mieten, während kulturelle Freiräume schwinden. Die Clubcommission kritisiert die einseitige Bevorzugung touristischer Infrastruktur, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse von Anwohnenden und Kulturschaffenden.

Kultur vor Kommerz – Moratorium für das Projekt in der Laskerstraße

Um die Verdrängungstendenzen zu stoppen, fordert die Clubcommission unter anderem ein politisches Moratorium für das Projekt in der Laskerstraße, bis eine umfassende Prüfung der sozialen und kulturellen Auswirkungen erfolgt ist. Außerdem verlangt sie die verpflichtende Anwendung des sogenannten Clubkatasters sowie des Agent-of-Change-Prinzips, das Investoren verpflichtet, für den Schutz vor Lärmemissionen selbst aufzukommen. Die klare Forderung lautet: Clubs sollen baurechtlich als kulturelle Einrichtungen anerkannt werden – insbesondere in von Verdrängung bedrohten urbanen Gebieten.

Emiko Gejic, Pressesprecherin der Clubcommission, kritisiert: „Seit Jahren werden in Friedrichshain-Kreuzberg aufgrund zunehmender Kommerzialisierung und Bebauung Clubs und Subkultur verdrängt. Dass Clubstandorte am Ostkreuz, die bereits wegen steigender Kosten und der drohenden Autobahnverlängerung gefährdet sind, nun auch noch durch ein Hotelprojekt unter Druck geraten, ist politisch nicht tragbar.“

Die Auseinandersetzung um das Hotel an der Laskerstraße ist Teil eines grundsätzlichen Konflikts um die Zukunft der Stadt: Wem gehört der öffentliche Raum – und wie viel Platz bleibt für Kultur abseits des Mainstreams?


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