„Wir sind am Boden zerstört“, schreibt das Team hinter dem Neuköllner Undergroundclub Loophole in einer Nachricht, die über diverse Socia-Media-Kanäle die Runde machte, „aber das Loophole in der Boddinstraße 60 wurde geschlossen“. 13 Jahre lang geschahen in den schummrigen Räumen unwahrscheinliche Dinge. Die aufregendsten unbekannten Bands der Stunde sorgten für verschwitzte Konzertnächte, Nachtgestalten und schräge Paradiesvögel fanden hier eine Heimstätte. Und bei den Partys tanzte eine sehr diverse, sehr internationale und sehr hippe Schar von Menschen, als gäbe es kein Morgen. Die Nachricht über die Schließung ist ein Schock und vielleicht so etwas wie der Anfang vom Ende der aufregenden Zeiten in Neukölln.
In den 2000er-Jahren wurde Neukölln zum Epizentrum einer neuen Hipsterkultur
Jeder Kiez hat seine Zeit. Einst galten Kreuzberg und Schöneberg als angesagte Hotspots, nach dem Mauerfall übernahmen Mitte, später Prenzlauer Berg und auch Friedrichshain die Staffel der wilden, kreativen und aufregenden Partykultur, dort brodelte das Nachleben, dort zogen kreative Menschen hin, dort passierten magische Dinge an geheimen Orten. Alles war neu! In den Nuller-Jahren stieg der migrantisch geprägte Arbeiterbezirk Neukölln zum Epizentrum einer neuen Hipsterkultur auf.
Auch wenn sich niemand gern als „Hipster“ bezeichnen lässt, ist es vielleicht doch der beste Begriff, der die Ereignisse, Wandlungen und Entwicklungen zwischen dem Hermanplatz, Sonnenallee und Maybachufer beschreibt. Bars, Galerien, Clubs und Restaurants poppten in alten Gewerberäumen, Kellern und in verlassenen Industriebauten auf. Manche existierten nur für kurze Zeit und in den Nebeln der Illegalität, andere etablierten sich und gelten längst als Hotspots der Neuköllner Szenerie.
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Das Loophole positionierte sich klar jenseits des Mainstreams
Das Loophole in der Boddinstraße, unweit des U-Bahnhofs Rathaus Neukölln, ist auf gewisse Art eine Mischung aus beidem. Seit 13 Jahren residierte die kleine Bar mit einer Bühne im hinteren Raum zwischen Spätis und Wettbüros. Auch wenn in letzter Zeit auch zunehmend Agenturen und Architekten in die Gegend zogen, richtig schick ist die Ecke (noch) nicht. Doch genau das passte zum Loophole-Programm, zu einer Welt für sich, die trotz Gentrifizierung und steigender Mieten sich klar jenseits des Mainstreams positionierte. Die dunklen Räume, die schummrige Stimmung, der hedonistische Exzess und die fantastischen Bands, Solo-Acts und DJs, die dort die Nächte in unvergessliche Erlebnisse verwandelten, das alles machte das Loophole aus. Und natürlich das Publikum! Das Loophole war eine der besten Bars in Neukölln.
„Offiziell müssen wir schließen, weil wir keine ausreichenden Genehmigungen haben, um weiterhin Konzerte zu veranstalten. Darüber hinaus haben uns die exponentiellen Mietsteigerungen und die wiederholten Versuche unserer Nachbarn, uns zu vertreiben, enorm unter Druck gesetzt. Dazu gehören unter anderem: Drohbotschaften, Polizeirazzien und Vandalismus“, heißt es weiter in der Botschaft des Loophole-Teams. Illegal will man nicht weitermachen, diese Zeiten sind in Berlin ohnehin weitestgehend vorbei, auch wenn sich hier und da noch Orte halten, die sich nicht unbedingt an alle Vorschriften und Formalitäten halten, die die deutsche Bürokratie Bars und Konzertveranstaltern abverlangt.
So endet mit der Schließung des Loophole eine Ära
So endet mit der Schließung des Loophole eine Ära, und vielleicht ist es der Beginn vom Ende der wilden Neuköllner Jahre. Manche werden sagen, diese wilde Zeit ist schon längst vorbei, die gute Zeit war einmal, aber andere, die noch jung sind und sich jetzt erst ins nächtliche Getümmel stürzen, werden in Neukölln noch einiges finden. Nur eben nicht mehr im Loophole. Es ist nicht der erste Laden, der in der Gegend schließt und sicherlich nicht der letzte, aber diesmal ist es ein besonders guter.
„Es gibt ein wenig Hoffnung für die Zukunft, wir werden euch darüber auf dem Laufenden halten“, schreiben die guten menschen vom Loophole, sie suchen nach neuen Räumen, wenn jemand was weiß, soll er oder sie sich melden. Und weil es natürlich Geldprobleme gibt, und Kosten für den Umzug, Anwälte etc. gedeckt werden müssen, hat man eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Goodbye Loophole!
In Friedrichshain tummeln sich besonders viele Clubs. Hier führen wir euch durch das Nachtleben von Friedrichshain, vom Berghain über den Boxi bis zu den harten Ballerbuden. Aber auch in Kreuzberg ist am Wochenende nachts fast so viel los wie tagsüber. Wir geleiten euch durch das Nachtleben in Kreuzberg, von der Spree bis zu öffentlichen Toiletten. Die 90er und Techno waren identitätsstiftend für das heutige Berlin. Diese Clubs gehörten zu den besten der 1990er Jahre in Berlin. Immer neues zu Clubs und Party in Berlin findet ihr hier.