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Nachtleben in Neukölln: Underground-Clubs und Eckkneipen

Neukölln ist einer der Stadtteile in Berlin, wo es besonders viele junge, oft hippe Menschen hinzieht. Trotzdem ist das Nachtleben in Neukölln nicht so präsent wie in anderen Stadtteilen wie Kreuzberg oder Friedrichshain, statt Clubs gibt es eher Cafés, Co-Working-Spaces und Kneipen. Ein paar Orte, an denen man die Nacht durchtanzen kann, gibt es aber schon. Wir haben sie hier zusammengefasst.

SchwuZ

Nachtleben in Neukölln: Das SchwuZ bietet alle möglichen Veranstaltungen von Drag Show bis Nackt-Party.
Das SchwuZ bietet alle möglichen Veranstaltungen von Drag Show bis Nackt-Party. Foto: Guido Woller

Wenn es einen Platzhirsch im Neuköllner Nachtleben gibt, dann ist es das SchwuZ. Der queere Club an der Rollbergstraße ist 44 Jahre alt, hat vier Umzüge und die HIV-Krise überlebt und ist aus der Berliner Clublandschaft nicht mehr wegzudenken. Obwohl oder gerade weil das SchwuZ auch etwas anderes bietet, als den die Stadt dominierenden Techno, ist das Schwuz für gewöhnlich rappelvoll. Legendär ist zum Beispiel die Schlager-Nackt-Party, die zwei Nischen bedient, die doch größer sind, als viele vermuten: Schlager-Fans und FKK-Fans. Außerdem gibt es regelmäßig Drag Shows, die kultige Moonlight Rollerdisco oder die Veranstaltungsreihe Hot Topic, die Party und Politik, tanzen und debattieren verbindet.

In der queeren Szene ist das SchwuZ dafür bekannt, besonders sensibel auf Stimmungen und Trends zu reagieren. Das Team gibt sich Mühe, damit sich hier jede:r wohl fühlt, und nicht nur jene Queers mit gestählten Körpern und männlichen Identitäten. In der Pandemie-Pause wurde einiges neu gedacht. Die Leitung hat gegenüber tipBerlin bereits durchblicken lassen, dass die Gäste viel Neues im Programm erwartet und dafür andere Party-Reihen nicht mehr vertreten sind.

Loophole

Das Loophole ist einer dieser Orte, an denen man sich vorstellen kann, wie Berlin früher war. Foto: mette_muhli

Mitten in Nord-Neukölln an der Boddinstraße befindet sich das Loophole, ein Laden, der den Geist des alten, wilden Berlin atmet, als die Stadt noch voll von Kellerclubs und -bars war, in denen es nach altem Gemäuer roch und Bands ohne Namen die Tanzflächen bespielten. Von außen erkennt man kaum, dass sich hinter der unscheinbaren Tür ein Club befindet, aber ist man einmal drin, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man es so schnell nicht mehr hinaus schafft – ein Loophole eben.

Im vorderen Raum gibt es an der Bar Getränke für wenig Geld und speckige Ledersofas und Sessel, in denen man prima angetrunken versinken kann, hinten eine kleine Tanzfläche, wo mal Bands spielen, mal Berliner DJs ohne großen Namen, aber oft mit abwechslungsreicher Plattenauswahl im Koffer. Und dann gibt es noch den Keller, den man über eine schiefe, schmale Treppe betritt: winzig klein, mit niedriger Decke, vollgestopft mit knuddeligen Sesseln und selbst gebastelter, ein wenig gruseliger Deko.

Klunkerkranich und Paolo Pinkel

Nachtleben in Neukölln: Einer der besten Orte in Berlin für einen Sonennuntergang im Sommer: der Klunkerkranich.
Einer der besten Orte in Berlin für einen Sonennuntergang im Sommer: der Klunkerkranich. Imago Images/ POP-EYE/Pengx

Bevor man nachts im Loophole verschwindet, bietet es sich an, ein paar leckere Drinks im Klunkerkranich einzunehmen und dabei den Blick über die Dächer Neuköllns schweifen zu lassen. Oder sogar ein wenig zu tanzen, denn an den meisten Tagen und vor allem am Wochenende legen in dem Club auf dem Dach der Neukölln Arcaden auch DJs auf. Das alles geht allerdings nur im Sommer, denn wer will schon im Novemberregen in Berlin auf einem Dach sitzen? Übrigens: Wer seine Abende gerne damit verbringt, der Sonne beim Untergehen zuzuschauen, dem empfehlen wir unsere Liste mit den besten Orten zum Sonnenuntergang-Schauen.

In direkter Nachbarschaft zum Klunkerkranich und Neukölln Arcaden hat zu Beginn der Pandemie außerdem ein Laden aufgemacht, der fantasievolle Drinks und gutes Essen dann und wann mit Tanzabenden verbindet. Das Paolo Pinkel ist nichts für den schmalen Geldbeutel. Dafür sind die DJs, wenn es welche gibt, umso besser und das Publikum oft besonders tanzwütig und Avantgarde. Hier trifft das zu, was man in anderen Teilen der Stadt über Neukölln sagt und in anderen Teilen Deutschlands über Berlin: Die Menschen, die hierher kommen, wissen, wie man feiert, achten oft ganz genau darauf, was sie anziehen und haben nicht unbedingt Interesse daran, Menschen außerhalb der eigenen Bubble kennenzulernen.

Arkaoda Bar, Sameheads und Promenaden Eck

Nachtleben in Neukölln: Oben trinken, unten tanzen: die Arkaoda Bar.
Nachtleben in Neukölln: Oben trinken, unten tanzen: die Arkaoda Bar. Foto: Arkaoda

Anders als in Friedrichshain oder Kreuzberg gibt es Neukölln nicht viele Clubs im eigentlichen Sinn. Dafür ist zumindest der nördliche Teil voll von Kneipen und Bars, auch solchen, in denen die Gästen auf winzigen Tanzflächen schnelle Bässe durch ihre Körper fahren lassen oder die Hände zu Disco und House in die Höhe werfen. Die drei besten Neuköllner Tanzbars sind wohl, soweit lehnen wir uns jetzt mal aus dem Fenster, die Arkaoda Bar, das Sameheads und das Promenaden Eck. Alle drei befinden sich in fußläufiger Entfernung zum U-Bahnhof Karl-Marx-Straße.

Im Promenaden-Eck gibt es zwei Dancefloors, auf denen alles von Hip Hop bis House läuft und als Sahnehäubchen noch eine Tischtennisplatte und im Sameheads haben wohl viele Neuköllner:innen schon eine Nacht ausklingen lassen – bei Musik mit einer mittelmäßigen Anlage, aber mit mehr Spaß als in so mancher Clubnacht im Berghain. Ein ganz besonderes Neuköllner Juwel ist die Arkaoda Bar. Dort ist es verraucht und oben im Barraum, als auch unten auf der Tanzfläche meist ziemlich voll – was vielleicht am ausgesuchten Booking der DJs liegt.

Weserstraße

Nachtleben in Neukölln: Im Ä macht es Spaß, zu viele Biere zu trinken und zu viele Zigaretten zu rauchen. Foto: Imago/David Heerde

In keiner anderen Straße in Neukölln reihen sich so viele Bars aneinander wie in der Weserstraße. Auch tief in der Nacht ziehen dort vor allem freitags und samstags noch Gruppen von Menschen von Kneipe zu Kneipe – zum Leidwesen von manchen Anwohner:innen. Da ist zum Beispiel das TiER mit etwas schäbigem Ambiente, dafür aber umso leckereren Cocktails, wo man vorne und hinten im Hinterhof auch draußen sitzen kann. Oder das Ä, eine klassische Neuköllner Hipster-Kaschemme. Auch zu empfehlen: das Ratzeputz, wo es einen eigenen Schnaps auf Korn-Basis gibt, und die queere Bar Silver Future. Am längsten hat meistens das Weser-Eck geöffnet, eine traditionelle Berliner Eckkneipe mit Darts und günstigem Bier.


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