Digitale Clubkultur

Rave Space: So feiert es sich in Berlins erstem Digital-Club

Clubs bleiben wohl noch eine ganze Weil dicht. Nun soll es aber eine Alternative geben: Am 23. April hat der in Berlin designte virtuelle Club „Rave Space“ das erste Mal seine digitalen Türen für Raver aus aller Welt geöffnet, Headliner war die DJ-Legende DJ Hell. Unsere Autorin war dabei – und berichtet, wie es war, wie es funktioniert.

Rave Space: So war der virtuelle 3D-Rave mit DJ Hell
Sex auf der Toilette: Fast wie im echten Club. Foto: privat

Der Rave Space hat alles, was ein herkömmlicher Club auch hat – nur eben digital. Es gibt einen Türsteher, der einen zwar auf jeden Fall reinlässt, wenn man ein zehn Euro teures Ticket gekauft hat, aber einen trotzdem erstmal anhält, bevor der eigene Avatar den Club betreten darf. Gesteuert wird unser Avatar, aus dessen Perspektive wir gleich den Rave Space, der tatsächlich an viele Berliner Clubs erinnert, erkunden, per Tastatur.

Drinnen kann man sich Getränke an der Bar kaufen, sich mit anderen Gästen im Audiochat unterhalten oder natürlich Musik hören und seinen Avatar bestimmte Tanzbewegungen machen lassen. Wenn man seine Schritte zur Tanzfläche lenkt, wird die Musik lauter, in den Toilettenräumen ist sie gedämpft. Die Getränke haben sogar einen Effekt: Nach einem alkoholischen Getränk verschwimmt die digitale Sicht, nach einer Club Mate wird sie schneller und der Avatar macht zackigere Bewegungen. In den Toilettenräumen haben zwei Avatare Sex – würden sie jetzt auch noch die Stellung wechseln, wäre die Szene fast wie in einem echten Club.

DJ Hell im Rave Space: Zwischendurch bin ich aufgestanden, um zu tanzen

Das ist witzig, aber tut irgendwie auch weh. Am Ende kann ein virtueller Club eben doch nur ein Abklatsch von Clubs in der echten Welt sein, es fehlen die Gerüche, die Gesichter der Menschen, die man betrachten kann, ihre schwitzigen Körper. Und wenn man etwas vorgeführt bekommt, was einen ein bisschen an eine Clubnacht einnert, aber eben keine ist, weil man genau wie die letzten Monate wieder nur auf der Couch saß, wo der Hintern in den letzten Monaten schon eine permanente Mulde eingegraben hat.

Trotzdem war der Abend schön. Ich habe beim Opening Nakadia und DJ Hell gehört. Auch wenn ich nur mit meinem Glas Wein zu Hause saß: Irgendwie ging es trotzdem ein bisschen ab und ich bin zwischendurch sogar kurz aufgestanden, um zu tanzen. Außerdem macht es Spaß, den Club zu entdecken. Und theoretisch kann man Freund:innen einladen, die auch allein Zuhause sitzen, und mit ihnen quatschen und tanzen.

Auch soll der Rave Space echte Clubs nicht ersetzen, sondern ergänzen – und jetzt, wo ein Raves in weiter ferne sind, Clubgänger:innen daran erinnern, dass die Clubkultur weiterlebt, auch wenn sie sich gerade in einem Dornröschenschlaf befindet. Die zehn Euro Eintritt kommen den DJs und den drei Berlinern, die die Idee hatten und sie umgesetzt haben, zugute. Außerdem bietet der Club in separaten Events auch Künstler*innen eine Plattform, die dort ihre digitale Kunst und Fotografie ausstellen können. 


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Ihr könnt euch beim besten Willen nicht vorstellen, zu Hause zu raven? Unser Autor hat ein paar Tipps aufgeschrieben, mit denen ihr eure Wohnung zum Club macht. Die Prognose ist bitter: Die Clubcommission rechnet erst Ende 2022 wieder mit Normalität im Betrieb. Wie die Rückkehr in die Normalität irgendwann aussehen könnte, skizzierte die Clubcommission im März mit einem Sechs-Punkte-Plan. Was im Internet so über die Feiertempel steht, ist ziemlich lustig: 12 Berliner Clubs und ihre absurden Google-Bewertungen.

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