Bei der Berliner Clubcommission kam es im Zuge des Jahrestag zum 7. Oktober 2023 zu Streitigkeiten. Grund dafür seien Unstimmigkeiten darüber, in welcher Form den hunderten Opfern des Supernova-Festivals gedacht werden soll. Sascha Disselkamp, der seit mehr als 20 Jahren Vorstandsmitglied in der Clubcommission ist, kritisiert die Positionierung des Interessenverbandes und der Clubkultur zum Hamas-Angriff und ist aus dem vierköpfigen Vorstand ausgetreten.
Die Spaltung der Szene wird durch den Austritt Disselkamps wieder deutlich
Das der Krieg zwischen Israel und Palästina das Berliner Nachtleben massiv spaltet, ist seit dem brutalen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 deutlich zu spüren. In den vergangenen zwölf Monaten starteten verschiedene (antisemitische) Gruppierungen Boykottaufrufe gegen Clubs und Repräsentanten des Berliner Nachtlebens. Im Zuge dessen wurden ganze Partyreihen abgesagt und zahlreiche DJs massiv unter Druck gesetzt. Jetzt kam es auch in der Clubcommission, dem Interessenverband der Berliner Clublandschaft zu Unstimmigkeiten. Sascha Disselkamp, Gründer der Clubcommission und seit mehr als 20 Jahren fast durchgehend im Vorstand, ist aus dem vierköpfigen Vorstandsteam ausgetreten. Grund dafür seien Streitigkeiten darüber, wie zum Jahrestag des 7. Oktober 2023 den hunderten getöteten und vergewaltigten Menschen auf dem Supernova-Festival gedacht werden soll.
Auf Instagram teilte die Clubcommission eine Kachel, auf der eine brennende weiße Kerze hinter schwarzem Hintergrund zu sehen ist, darunter die Aufschrift „In memory of innocent lives lost“ („Im Gedenken an die unschuldigen verlorenen Leben“). Eine Kontextualisierung fand in oder unter dem Post nicht statt. Weder wurde Bezug auf das Supernova-Festival genommen, noch äußerte sich die Clubcommission solidarisch mit den 364 ermordeten und 38 verschleppten Menschen. Gegenüber der „taz“ gab Disselkamp an, dass ihm in den letzten zwölf Monaten seitens der Clubcommission eine deutliche Verurteilung des Hamas-Terrors fehle, er aber ebenso kritisch auf die gesamte Clublandschaft blickt: „Meine Kritik bezieht sich nicht nur auf die Clubcommission, sondern es ist die Szene selbst, die kein Mitgefühl mit Jüdinnen und Juden zeigt, die hier in unserer Stadt um ihr Leben fürchten. Und das halte ich nicht mehr aus.“ Gegenüber dem Tagesspiegel sagte Disselkamp, dass dies „keine kurzfristige emotionale Entscheidung“ gewesen sei, sondern sie sich im Zuge der letzten zwölf Monate verfestigt habe.
Die Berliner Clubcommission steht in der Kritik
Kurz nach dem 7. Oktober 2023 wurde der Clubcommission von mehreren Seiten vorgeworfen, den eigenen politischen Einfluss zu wenig zu nutzen. Zwar hat der Interessenverband als erster Repräsentant des Berliner Nachtlebens eine Reaktion zum Terrorangriff der Hamas veröffentlicht – in dem dieser auch verurteilt wurde – eine Kontextualisierung fand jedoch nicht statt. Bezeichnungen wie „Jüd:innen“, „Mord“ oder „Hamas“ fehlten, weshalb das Statement als zu „schwammig“ kritisiert wurde. Die Folgen des Nahostkrieges, zu denen auch tausende unschuldige Tote in Gaza und Libanon gehören, verändern auch das Berliner Nachtleben. Die Situation des About Blanks ist laut dem Kollektiv seit Kriegsausbruch „extrem“. Der Club am Ostkreuz wird immer wieder als „proisraelisch“ gelabelt und geriet deswegen schon vor mehr als fünf Jahren ins Visier von der BDS-Kampagne.
Es kam zu Boykottaufrufen, der Club musste ganze Partyreihen absagen, weshalb das About Blank nun um Spenden bittet. Zusätzlich wurde die Fassade des Blank mehr als einmal mit Hamas Symbolen und „Free Gaza“ Aufschriften beschmiert. Auch das Berghain wird von mehreren Seiten gemieden, nachdem der Club Anfang des Jahres den DJ Arabian Panther auslud. Nach dem 7. Oktober teilte der Künstler Inhalte auf Instagram, die die Gräueltaten der Hamas relativierten. Kurz danach ließ das Berghain die gesamte Veranstaltung platzen. Eine Positionierung seitens der Clubcommission fand nicht statt, der „taz“ teilte ein Vorstandsmitglied jedoch mit: „Da unser Engagement offenbar bislang nicht ausreichend sichtbar war, werden wir das in den nächsten Wochen nachholen.“ Ob dadurch auch die Unstimmigkeiten mit Sascha Disselkamp behoben werden, bleibt abzuwarten.
DJs Boykottieren Berlins berühmtesten Club: Im Zuge der „Strike Germany“ Kampagne wurden Auftritte im Berghain abgesagt. Nach 25 Jahren: Marcel Weber hört als Geschäftsführer im SchwuZ auf. Schluss mit Partys an der Spree: Das Watergate hat sein Ende verkündet. Eine weitere Techno-Institution muss schließen: Der Club Renate steht vor dem Aus. Eine der wichtigsten Fragen: Wie komme ich ins Berghain? Hier sind unsere Tipps für die Tür. Typisch KitKat: Diese Partytypen trefft ihr immer wieder. Lust, am Wochenende auszugehen? Hier sind unsere Tipps für Clubs und Partys am Wochenende. Clubkultur ist vielseitig. Immer neue Geschichten aus der Welt der Berliner Clubszene gibt es hier.