Pilotprojekt

Tanzen mit Maske und Tracker: So war der Test-Rave im Revier Südost

Ist das ein historisches Datum? Am Sonntag, 13. Juni 2021, gab es den ersten legalen Rave seit langer Zeit in Berlin: Es war ein Test-Rave mit wissenschaftlicher Begleitung im Revier Südost, um herauszufinden, wie gefährlich Open-Air-Partys in der Pandemie sind. Unsere Autorin war dabei.

So war der Test-Rave im Revier Südost.
Das Revier Südost ist riesig und der Biergarten, in dem der Rave stattfand, nur ein kleiner Teil des Geländes. Foto: Imago/Pop-Eye

Eine rechteckige Tanzfläche, etwa 50 Quadratmeter groß, drumherum aus Holz gezimmerte Sitzbänke, vorne die Berliner DJ Ellen Allien auf einem erhöhte DJ-Pult mit Sonnenschutz. Auf der Tanzfläche gut 150 Menschen, die sich im Takt der Musik bewegen, die Hände in die Höhe reißen, jubeln, in die Luft oder in die Augen der Menschen gucken, die neben ihnen tanzen. Eine Stimmung, die so gut ist, dass man die gute Laune fast körperlich spüren kann.

Am Sonntag, 13. Juni, konnten etwas mehr als 200 Menschen das erste Mal seit mehreren Monaten, nach einem scheinbar endlosen Winter ohne Kultur, Clubs und Konzerte, das erste Mal wieder zusammen tanzen. Denn noch bevor der Senat das Tanzverbot für Veranstaltungen im Freien am Freitag, den 18. Juni aufhob, veranstaltete das Revier Südost, also die Macher:innen der alten Griessmühle, in ihrem Biergarten in der ehemaligen Bärenquell-Brauerei in Niederschöneweide einen Test-Rave.

Wie nah kommen sich Menschen auf einem Rave?

Kommen durfte nur, wer vorher ein kostenloses Ticket gewonnen hatte. Beim Eintritt bekam jeder Gast einen Tracker um den Hals gehängt, mit dem Wissenschaftler:innen der Beuth- und der Alice-Salomon-Hochschule analysieren wollen, wie sich die Partygäste bewegt haben, wie nah sie sich gekommen sind und wie viele nähere Kontakte sie hatten.

Der Baergarten im Revier Südost ist Biergarten und Public-Viewing-Spot. Hier fand nun auch ein Test-Rave statt. Foto: Friederike Ossenschmidt
Der Baergarten im Revier Südost ist Biergarten und Public-Viewing-Spot. Hier fand nun auch ein Test-Rave statt. Foto: Friederike Ossenschmidt

Tanzen für die Wissenschaft quasi, und vielleicht auch dafür, dass in Zukunft trotz Pandemie zumindest draußen Partys stattfinden können. Denn wie hoch die Ansteckungsgefahr ist, wenn Menschen sich auf der Tanzfläche bewegen und schwitzen, wenn sie aneinander vorbei gehen und sich Drinks bestellen, weiß derzeit niemand sicher.

Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, gab es einige Regeln, die man zwar aus dem letzten Corona-Sommer kennt, die aber aus prä-pandemischer Raver-Sicht absurd erscheinen. Auf der Tanzfläche, an der Bar, in der Schlange zu den Toiletten: Überall herrschte Maskenpflicht. Vor allem beim Tanzen konnte es dann schon mal vorkommen, dass einem die Luft unter der Maske zu stickig wird. Dann konnte man sich hinsetzen, in eine der „Sitzboxen“ in denen sich jeweils zwei Bänke gegenüber stehen und die durch Plexiglasscheiben voneinander getrennt sind. Oder man hielt durch, weil Ellen Allien, oder Inhalt der Nacht, der am Sonntag auch spielte, gerade einen dieser Tracks ins Set mischte, bei dem es einen auf der Tanzfläche hält.

11.000 Menschen hatten sich bei der Verlosung beworben

Und auch wenn sich die Maske auf der Tanzfläche schon wie eine echte Einschränkung anfühlte: Man konnte den Menschen an den Augen ansehen, dass sie darunter lächeln. Und dass ihre Masken die Freude darüber, endlich wieder zusammen tanzen und sich gegenseitig dabei befeuern zu können, nicht schmälern konnten – zumindest bei denen, die ihr Ticket auch wirklich angenommen haben. 11.000 Menschen hatten sich darauf beworben, an der Party teilnehmen zu können, 300 davon hatten Tickets gewonnen. Ihr Ticket wirklich in Anspruch genommen hatten am Ende nur etwas mehr als 200.

Die Veranstalter:innen vermuten, dass viele der Bewerber:innen sich die Bedingungen für die Teilnahme am Test-Rave im Revier Südost vorher nicht richtig durchgelesen hatten. Denn wer teilgenommen hat, ist verpflichtet, zehn Tage nach dem Rave einen Schnelltest im Test-Zentrum des Revier Südost machen zu lassen. Ein kleiner Preis dafür, etwas dazu beigetragen zu haben, dass mehr Wissen darüber entsteht, wie ansteckend und gefährlich Open-Air-Raves während der Pandemie sind.

Wer letztes Mal nicht gewonnen hat und das Konzept gut findet, kann übrigens beim nächsten Mal sein Glück versuchen, denn es soll noch weitere Test-Raves geben. Angekündigt werden die auf der Homepage des Revier Südost. Allerdings werden die Tickets dafür wahrscheinlich nicht umsonst sein.


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