Für viele ist die Berghain-Tür der Endgegner. Wenn’s nicht geklappt hat, dann lasst euch nicht unterkriegen. Irgendwann klappt es doch. Und auch wenn es natürlich keine perfekte Formel für den garantierten Einlass gibt und wirklich viel Quatsch über die wohl härteste Tür der Stadt geschrieben wird, können ein paar Tipps doch nicht schaden. Probiert es mal aus, vielleicht kommt ihr ja mit unseren Tipps ins Berghain.
Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider
Einer der bekanntesten Tipps für alle, die gern ins Berghain wollen, ist: Zieh dich schwarz an. Nun mag das ein Stück weit stimmen. Das liegt aber nicht unbedingt nur daran, dass das vermeintlich cool ist. Schwarz ist generell die bevorzugte Farbe im Großstadt-Elend. Das liegt daran, dass eine Großstadt schmutzig ist.
Auf schwarzem Stoff sieht man die Spuren des Tages und der Nacht am schlechtesten. Es geht hier nicht nur um Stil, sondern auch um Nutzwert. Oder habt ihr schon einmal versucht, Dönersoße, Asche und Vogelscheiße aus einer weißen Bluse zu waschen, um danach wieder frisch auszusehen? Exakt.
Übrigens reicht es nicht, das Büro-Outfit mit einem Nietenhalsband zu pimpen. Ins Berghain kommen erfahrungsgemäß Leute, die so aussehen, als hätten sie richtig Bock zu tanzen. Die Segelschuhe oder leichten Sandaletten sagen das nicht unbedingt aus. Sportiv bis lasziv ist nicht die schlechteste Wahl. Und, ganz, ganz wichtig: Es sind auch Farben erlaubt. Manche Menschen im Berghain tragen gar nichts Schwarzes! Ja, sieh mal einer an. Übrigens: Der berüchtigte KitKat Club hatte schon 2023 verkündet, in Zukunft mehr Wert auf bunte, ausgefallene Kleidung zu legen. Zieht das Berghain nach?
So kommt ihr ins Berghain: Nicht verkleiden
Das ist ein generelles Problem mit Mode: Trägst du sie – oder trägt sie dich? Wer im Urban Outfitters den Mannequin-Style nachkauft, sieht nun mal danach aus wie Billie Eilish, ist aber eben nicht Billie Eilish. Ausgefallene Mode wird schnell zum Fasching des schlechten Geschmacks, wenn der Träger das Spiel mit ihr nicht gewinnt. Vielleicht tragen auch deshalb die meisten Menschen im Berghain relativ schlichte, praktikable Kleidung. Kostümierung hilft auf jeden Fall nicht beim Durchschreiten der Berghain-Tür.
In der Schlange ein bisschen benehmen
Es ist eigentlich unglaublich, dass man das immer noch erklären muss. Wer in der Warteschlange besoffen Flaschen kaputtwirft, schubst und ungefähr so friedlich wirkt wie Attila Hildmann damals bei seinen Spinner-Demos, der kommt nicht rein. Übrigens so ziemlich überall nicht, wo es gut ist. Immerhin müssen die Türsteher ja auch eine sichere und schöne Nacht garantieren können.
Lieber nicht vor der Berghain-Tür: Selfie-Time verschieben
Es ist nicht so, dass auch manche Stammgäste nicht schon irgendwann mal ein Selfie vorm Berghain gemacht haben. Dann aber meist nach der Klubnacht. Oder zumindest diskret. Es ist ja nun mal eine Logikfrage. Drinnen herrscht Fotoverbot. Was sollen denn die Leute an der Tür denken, wenn ihr in eurer Reisegruppe schon VOR dem Club 20.000 Selfies macht, wild kichernd und am besten noch mit Blitz? Eben. Persönlicher Höhepunkt war mal einer, der bis kurz vor der Tür laut mit Freunden facetimte.
Kaffeeklatsch in der Schlange muss nicht sein
Übrigens heißt das alles nicht, dass ihr in der Warteschlange nur depressiv zu Boden starren sollt und schweigend wartet, bis ihr nach Hause geschickt werdet. Ja, man kann sich auch in der Berghain-Schlange unterhalten. Vielleicht einfach ein bisschen zivilisiert und nicht, als solle gleich der ganze Club unterhalten werden.
Ein bisschen Demut – aber auch nicht zu viel
Es gibt Attitude und Attitude. Sich mit einem Selbstbewusstsein vor das Türteam zu stellen, das Mitmenschen vor den Kopf stößt und abschreckt wie Wasserpistolen kleine Kätzchen, ist sicher keine gute Idee. Wir reden von einem Von-Sich-Selbst-Überzeugt-Sein, einer Attitüde, wie sie fast nur weiße Hetero-Männer an den Tag legen können. Andersrum sollten euch auch nicht unbedingt so sehr die Knie schlackern, dass es sichtbar ist. Es geht ja schließlich nicht um die Beerdigung eurer Oma und es wird noch genug Gelegenheiten geben, im Berghain am Kater des Jahrhunderts zu arbeiten.
Im Hochzeitsdress vor der Berghain-Tür? Lieber nicht zu sehr auftakeln
Aufhübschen fürs Berghain ist die eine Sache. Wird von den echten Fans ja auch gemacht, mit aufwendigen Ledertops zum Beispiel, mit Strumpfhosen und Gürteln und was nicht allem. Was nicht so gut funktioniert: Hochsteckfrisuren, Perlenketten, Schuhe mit feinem Blümchenprint. Wobei nichts davon per se falsch ist. Es liegt nur eine Vermutung nahe, wenn jemand zu makellos, zu durchgestylt vor der Tür steht: Das Outfit ist wichtiger als die Ekstase. Das widerspricht dem, was im Berghain geschieht: Energie, Tanz, Aufregung.
Im Club gibt es keine Spiegel, weil die Menschen sich keine Gedanken über ihr Aussehen machen sollen, sondern loslassen und genießen. Wer dabei darauf achten muss, dass seine Stoffschühchen nicht schmutzig werden, steht eventuell einfach nur im Weg rum.
Zumindest nüchtern wirken
Niemand mag Besoffene. Sie torkeln in andere Leute hinein, sie sind oft leicht reizbar und kotzen im schlimmsten Fall auf die Tanzfläche. Ja, im Berghain wird getrunken und ja, es werden auch andere Stoffe konsumiert. Muss ja aber nicht heißen, dass man schon so ankommen muss. Und wenn ihr doch irgendwelche Rauschsymptome fühlt – einfach mal zusammenreißen.
Nicht vordrängeln vor der Berghain-Tür
Ja, es ist Realität, dass sich Menschen vordrängeln. Irgendwo dazwischen huschen und sich eine Stunde sparen. Es sind häufig jene, die sich auskennen. Und/oder die wissen, dass sich kaum jemand traut, lautstarke Diskussionen zu führen. Trotzdem: Wir haben schon erlebt, dass Leute an der Tür gefragt wurden, warum sie sich vorgedrängelt haben. Denn erstaunlich oft bekommen die das da vorne mit. Und weil das einfach kein feiner Zug ist, geht es für die Vordrängler:innen dann meistens auch: wieder heim.
Nicht zu heteronormativ sein
Das ist selbstverständlich ein Quatschtipp. Heterosexuelle dürfen natürlich ins Berghain. Niemand darf und sollte aber vergessen, dass der Club aus dem Männer-exklusiven Ostgut hervorging und auch heute noch eine stark homosexuelle Prägung hat. Aber eben nicht nur. Die normative Sexualität ist bei den vielen Besucher:innen eher Ausnahme oder wird zumindest nur als eine von vielen Möglichkeiten begriffen. Ein Grund, warum das Berghain genau wie andere tendenziell sexpositive Clubs so gut funktioniert, ist, dass sich Menschen hier ausleben können.
Und manchmal, wenn da so ein Poser mit seinen vier Bros vor der Tür steht, dann fragen sich einige, ob die das alle begriffen haben. Die Vorsicht an der Tür resultiert in einer besseren Atmosphäre drinnen. Denn was wirklich niemand braucht in Clubs wie dem Berghain: die gleichen Vorverurteilungen und herabwürdigenden Blicke, die es sonst in der Welt schon an jeder Ecke gibt.
Keine Drogen erwünscht
Hier seid am Bouncer vorbei? Gut, aber drin seid ihr noch nicht ganz. Erstmal Sicherheitskontrolle. Da besser nicht mit Drogen erwischen lassen. Vor allem bei einem Stoff namens „G“ machen die Türsteher kurzen Prozess. Die Flüssigkeit ist der Allgemeinheit als „KO-Tropfen“ bekannt (und wird oft fälschlich als Liquid Ecstasy bezeichnet, obwohl es nichts mit dem Wirkstoff zu tun hat). GHB, wie G auch heißt, kann bei minimaler Überdosierung zum Tod führen. Deshalb sind Berliner Clubs, auch, wenn der Umgang mit Drogen dort vielleicht sonst auch mal laxer ist als anderorts, bei G besonders hart. Wenn es gefunden wird, bekommt der Besitzer erst einmal Hausverbot.
Nicht diskutieren, das hat an der Berghain-Tür noch nie geholfen
Es ist wohl noch nie jemand ins Berghain gekommen, weil er mit dem Personal an der Tür über die Entscheidung diskutiert hat. Geht nach Hause, versucht es irgendwann wieder. Ist eigentlich allen schon mal passiert.
DJ werden
In Berlin gibt es definitiv noch nicht genug DJs, und eventuell wartet die Welt genau auf euch und eure Spotify-Playlist, die ihr so erstklassig zusammenfaden könnt, also Song zu Song. Aber im Ernst: Wer eine entsprechende Karriere anstrebt, sollte sich nicht abhalten lassen – und auch Menschen wie Boris und Honey Dijon haben bekanntlich irgendwann mal angefangen. Und wenn ihr es irgendwann ins Line-up des Clubs geschafft haben, dann lassen sie euch auch rein. Ganz ohne Anstehen sogar.
Nicht alle tollen Berghain-Tipps glauben
Das Berghain ist ein besonderer Club. Es wird und wurde viel Unfug geschrieben, und wahrscheinlich gehört das hier auch dazu. Hingehen, gucken, rein- oder weggehen. Wenn es nicht klappt, ist es auch Wurst. Das Wichtigste ist wohl: Locker sein und bleiben, wirklich wollen und sich am Ende weder angegriffen fühlen noch etwas darauf einbilden. Und wenn ihr euch völlig verbiegen müsst oder wollt, um reinzukommen, ist vielleicht eh die Frage, ob das nötig ist.
Wir staunen und bewundern, welche ungeheure Wirkung der Club auf die Menschen hat. Seit 20 Jahren. Happy Birthday, Berghain! Du stehst stabil. Wir widmen dem Club unsere Dezemberausgabe 2024 – hier geht’s zum Shop.
Mehr zur Clubkultur in Berlin
Die trefft ihr immer: Berghain-Typen von Sportsocke bis Lederelse. „Die Fernheizoper“: Dieser Film zeigt das Berghain-Gebäude vor der Zeit als Club von innen. Wer es nicht geschafft hat, findet gerade in Friedrichshain zig alternative Feierorte: Unser Nachtleben-Guide. Aber bitte benehmen – drängeln, grabschen, labern: Die nervigsten Typen im Club. Neuigkeiten zu Clubs in Berlin lest ihr hier. Aktuelle Empfehlungen für die besten Partys findet ihr in unseren Club- und Partytipps.