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Electro-Rock

Das Londoner Bandprojekt Archive feiert die ersten 25 Jahre im Tempodrom

Archive bescherte dem Autor dieser Zeilen den vielleicht grandiosesten Konzertauftakt ever. Es traf ihn damals völlig unvorbereitet, das Grandiose überwältigt einen manchmal so richtig aus dem Nichts heraus. Diese Erinnerung sei gestattet, schließlich blickt das Londoner Musikkollektiv um die Gründer Darius Keeler und Danny Griffiths dieses Jahr auch auf das erste Vierteljahrhundert einer überaus eindrucksvollen Bandgeschichte zurück

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Frühjahr 2006, Postbahnhof, damals traten an diesem Abend mehrere Bands auch, darunter die damals blutjungen The Kooks, derentwegen der Autor gekommen war. Aber schon früh irritierte ihn die Dichte an „Archive“-T-Shirts im Publikum. Wer bitte? Aber dann. Lichter aus. Nebel. Zwei Schatten auf der Bühne. Ein elektronisches Brizzeln. Einsamer, monotoner Klavierton. Und immer mehr Gestalten glitten durch die Bühnennacht, das Lied wuchs und wuchs, Gitarrenspuren, Drums, minutenlang ging das so, hypnotisch, sich auftürmend, dann urgewaltig. Und der seinerzeit neue Sänger Pollard Berrier betrat nach mehr als sieben Minuten überhaupt erst die Bühne, da wären im morgenüblichen Formatradio glatt locker schon zwei Singles durchgerauscht.

Dieses Lied „Lights“, Titelsong des damals neuen Albums, erstes Stück dieses grandiosen Konzerts, dauerte 20 Minuten.

Mit radiotauglich portionierten Dreieinhalbminütern haben es Archive ohnehin nicht so. Die opulente  Vier-CD-Deluxe-Variante der  Werkschau „25“, die sie im Frühjahr präsentierten, kommt mit 43 Songs – davon acht neuen beziehungsweise unveröffentlichten – auf satte 270 Minuten Spielzeit.  Und diese Zeit ist bestens angelegt.

Archive begann 1994 als düstere Trip-Hop-Band, entwickelten sich mit wechselnden Musiker*innen dann in Richtung eines komplex in viele Richtungen ausufernden, psychedelisch pulsierenden, akribisch konstruierten und auch das Pathos nicht scheuenden  Electro-Indierock – und mit „Lights“ (2004) schließlich vollends zum Kollektiv mit bis zu einem Dutzend Musiker*innen. Und für Kooperationen ist da trotzdem noch Platz, auf der ersten „25“-Single „Remains of Nothing“ etwa mit der Band of Sculls.

Auf „25“ sind die Songs nicht chronologisch sortiert, vielmehr formt die Abfolge im Kopf ihre eigene Logik, oder auch: rauschhafte Überforderung. So, wie sich auch Archives Konzerte oft anfühlen. Und da sind längst nicht alle Messen gesungen.

Tempodrom Möckernstr. 10, Kreuzberg, Sa 21.9., 20 Uhr, Tickets 41,05 €

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