Betritt Dave Matthews die Bühne, könnte man den hemdsärmeligen Kerl mit dem Drei-Tage-Bart glatt für einen Roadie halten. Dabei gilt der Mann mit der Raukehle längst als einer der gefragtesten Live-Performer der USA, dicht hinter Weltstars wie Madonna oder Springsteen. Der riesige Erfolg des einstigen Bartenders aus Charlottesville scheint den 43-Jährigen selbst nicht sonderlich zu jucken. „Man kann uns mit einer kleinen Armee vergleichen, die in Amerika ein sehr erfolgreiches System entwickelt hat“, analysiert er gelassen. „Ein System, das wir uns übrigens allein ausgedacht haben. Dafür haben wir keine Plattenfirma gebraucht, kein MTV oder Radio.“
Anfangs wollte kein Trendscout etwas wissen von der Großtruppe, deren Songs live gern mal in jazzige Improvisationen und virtuose Jamrock-Passagen ausarten. Doch die gute Stimmung unter den Musikern überträgt sich schnell aufs Publikum, weiß der Bandleader. Auch derzeit ist es wieder so, dass das jüngste Album – „Big Whiskey and the GrooGrux King“ – auf nicht allzu großes Medienecho gestoßen ist. Die Auftritte der Band dagegen umso mehr. Dabei markiert die Platte eine der intensivsten Etappen der Truppe: als eine Art Eloge auf den Band-Saxofonisten Leroi Moore, der 2008 an den Folgen eines Unfalls starb, mitten in den Aufnahmen. Den Trennungsschmerz hat die Band in gute Gefühle umwandeln können – die Songs rocken optimistisch voran, sind eingängig und melodiebetont. Schier unmöglich, dass Matthews und Co. dieses Versprechen auf der Bühne nicht einlösen werden.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Verlässlich gut
Dave Matthews Band
im Tempodrom, Mi 17.2., 19 Uhr,
VVK: 55,35-66,65 Ђ, Tickets www.tip-berlin.de/tickets