Zum Dritten Mann
Ein Straßenmusiker mit Noise-Vorliebe und viel Pop in der Kollwitzer
Dass eine Songwriter-Laufbahn auf einem Geheimnis gründen kann, führte einst schon Peter Licht erfolgreich vor. Der hält sein poetisches Alter Ego für spannender als den Mann, der vielleicht mal sein Brot als Werbetexter in Köln verdiente. Auch von Hans Unstern (Foto) ist nicht viel bekannt. Seinen Hang zu Noise-begeisterter Improvisation soll er als europareisender Straßenmusiker ausgelebt haben; dass ein Song „Tief unter der Elbe“ heißt, weist möglicherweise auf Wurzeln in der Hansestadt hin, ebenso, dass manche nervöse Sprechgesang-Kaskade an frühe Blumfeld-Stücke erinnert. Ob der illustre Musikername nun wirklich im Pass des Berliner Newcomers steht oder nicht, ist ohnehin einerlei. Die Musik, die der bärtige Freak-Folk-Poet auf seinem kantigen Debütalbum versammelt, ist unmittelbar genug. Darauf verbindet der Songwriter mit der jugendlichen Stimme die Ästhetik gefundener Sounds – Klimpergeräusche, Blockflöten, Elektro-Geknatter – mit feinnerviger Hinterhofmelancholie und spannenden Barjazzklängen. Auf der „DrittenMann-Bühne“ stellt der mysteriöse Barde seinen beim Staatsakt-Label erschienenen Erstling „Kratz Dich Raus“ vor (19.35 Uhr). Die Wiener Labelfreunde Ja, Panik sind dort ebenfalls gebucht (20.10 Uhr). Zudem Nikko Weidemann (17.40 Uhr), Bobo In White Wooden Houses (18.30 Uhr), Bosse (21.20 Uhr), Tele-Frontmann Francesco Wilking (16.50 Uhr) und Asher Lane (16.00 Uhr).
Text: Ulrike Rechel
ZumDrittenMann-Bühne, Prenzlauer Berg, Kollwitzstraße 87, ab 16 Uhr
Das komplette Programm als pdf-Datei: [Zum Download]