Ein Jahr geht, ein neues kommt. Und mit ihm hoffnungsvolle Newcomer*innen, die vielleicht bald Stars sein werden. Hier sind elf Berliner Musikerinnen, Musiker und Bands, die 2020 groß raus kommen sollten. Auswahl & Texte: Stefan Hochgesand & Thomas Winkler
Lxandra
Pop – Vieles spricht dafür, dass Lxandra die Berliner Lorde wird. Die finnische Wahlberlinerin stammt von der Inselgruppe Suomenlinna und hat ein super Gefühl für eingängige Melodien, die trotzdem nicht nach Einheitsbrei klingen – und dieses gewisse Maß lord’scher Edginess in der Stimme, die sie von vielen Altersgenossinnen abhebt, aber doch bei vielen gut ankommen kann. Da sie vom Klavier aus komponiert, hat der Klang zudem noch eine Spur Soléy, der Klavierkollegin aus Island.
Better Person
80s-Psych-Balladen – Man munkelt, dass der polnische Neuköllner Adam Byczkowski alias Better Person im Sommer mit den phantastischen Indietronic-Herren von MGMT im Studio in Kalifornien war. Wer Better Person als Support von Jessica Pratt erlebt hat oder in dieser Underground-Location in der Ziegrastraße mit viel Nebel und Sax, wird seine Falsettoballaden liebend.
Discovery Zone
Indie-Pop – Die Band namens Fenster ist für Spin-Offs gut, Sänger John Moods hat’s vorgemacht. JJ Weihl, die Fenster-Sängerin, Bassistin, Gitarristin, Percussionistin und Synthiespielerin zieht mit dem Projekt Discovery Zone nach, das schon ein bisschen nach der großen Weyes Blood klingt. Das Debüt-Album „Remote Control“ kommt 2020. Eine Zone zum Discovern wohl.
We Will Kaleid
Avant-Pop – Jasmina de Boer und Lukas Streich sind zwischen NRW und Berlin unterwegs. Wenn James Blake permanent eine Sängerin mit an Bord hätte, würde er wohl in etwa so klingen wie der ambitionierte Pop der beiden, mal sphärisch, mal Björk-Breakbeat-getrieben.
Wilhelmine
Liedermacherin – Okay, musikalisch erfindet Wilhelmine den Pop jetzt nicht gerade neu. Aber hinter den hübschen Melodien und dem Mainstream-Sound verbirgt sich eine talentierte Songwriterin, die geschickt heiße Eisen in Reime fasst – wie den Alkoholismus des Vaters und das eigene Lesbischsein.
HYMMJ
Indie-Pop – Kaum zu fassen, aber die vier von HYMMJ sind allesamt in Berlin aufgewachsen. Gegründet hat sich die Band auch schon 2013, aber bis jetzt hat es gedauert, dass der behutsam tuckernde Indie-Pop eine Reife erreicht hat, die eben nicht nach Berliner Vorstadt klingt, sondern nach großer, weiter Welt.
Inger Nordvik
Piano-Pop – Die Fans von Joni Mitchell, Kate Bush und Tori Amos, aber noch mehr die von Regina Spektor, dürften größten Gefallen finden an den Balladen der aus Norwegen stammenden Berlinerin – wobei Inger Nordvik ihre Songs mittels nordischer Folklore twistet und auch etwas stärker anjazzt als die Vorgenannten. Im kommenden Februar schon erscheint das Debüt-Album „Time“, das seinen Titel immerhin mit einer der besten Tom-Waits-Balladen teilt.
Jadia
Dance-Rap – „Ich bin meine eigene Frau“, rappt Jadia in ihrer Single „Ich muss hier gar nix“, einem feministischen Statement, wie man es in dieser Klarheit im deutschen HipHop selten gehört hat – vor allem nicht von einer Frau, die sonst „100 Tage Party“ und Blingbling besingt, im Käfig tanzt und kräftig Schminke auflegt. Die politisch-korrekte Shirin David.
Portmonnee
Indie-Rock – Die Berliner Band huldigte zuletzt „Rio“, pisste in dem Song aber dann doch „in die Spree“. Musikalisch orientiert man sich zwischen knarzenden Gitarren und grellen Melodien an Bands wie Bilderbuch. Auch sonst zitiert man nur die Größten: Für das Video zu „Chili“ stellte die Band Da Vincis „Abendmahl“ nach.
Giant Rooks
Pop-Rock – Die fünf jungen Herren aus Hamm, Westfalen, sind mittlerweile so erfolgreich, dass man kaum glauben kann, dass es noch gar kein Album gibt. Das wird 2020 kommen. Mit einer Palette EPs am Start, spielen sie krasserweise schon in der Columbiahalle, wo sonst Leute wie ihre mutmaßlichen Idole, die Arctic Monkeys, auftreten. In Berlin wohnen sie nun natürlich auch.
Madanii
Konzept-Pop – Zuerst mal klingen die Songs von Dena Zarrin alias Madanii wie international kompatibler Pop. Aber es gibt eben auch Weltmusik-Einflüsse und Störgeräusche, die den Mainstream-Eindruck brechen. Und nicht zuletzt ein visuelles Konzept, das die Musik immer zusammen denkt mit Live-Auftritten und Videoclips.