Nicht nur Western: Filmkomponist Ennio Morricone verabschiedet sich von der Bühne
Es ist unmöglich, die Musik Ennio Morricones zu hören, ohne dass sich gedanklich Bilderwelten im Breitwandformat auftun: Die in Falten gelegte Stirn von Charles Bronson im Showdown von „Spiel mir das Lied vom Tod“, der im Dschungel hockende Jeremy Irons, der in „The Mission“ als Pater Gabriel die Oboe spielt – oder auch Clint Eastwood, Lee van Cleef und Eli Walllach, wie sie sich in „The Good, The Bad And The Ugly“ inmitten eines gigantischen Friedhofs belauern.
Der italienische Komponist gehört zweifelsohne zu den ganz Großen der Filmmusik – am berühmtesten ist Morricone natürlich für die frühen Stücke, die er für die Italo-Western Sergio Leones schrieb. Dabei hat er – nicht zu Unrecht – immer wieder darauf hingewiesen, dass Westernmusiken nur einen Bruchteil seines Schaffens ausmachten. Zum einen hat Morricone bis in die Gegenwart, wo es zur ersten Zusammenarbeit mit Quentin Tarantino kam („The Hateful 8“, 2015), weitere bleibende Filmmusiken geschrieben. Zum anderen sind seine sonstigen Arbeiten als Komponist und sein frühes Wirken in der großartigen Avantgardeband Il Gruppo di Improvvisazione Nuova Consonanza fast gänzlich in Vergessenheit geraten.
Morricone, der vergangenen November 90 Jahre alt geworden ist, hat einfach immer weitergemacht: Weitergearbeitet, weitergeschrieben, weiterdirigiert. Nun verabschiedet er sich zumindest von der Bühne und tritt zum wohl letzten Mal in Berlin auf. Grazie Maestro!
Mercedes-Benz-Arena Mercedes-Platz 1, Friedrichshain, Mo 21.1., 20 Uhr, VVK ab 102 € zzgl. Gebühren