Mit der zwölften Edition verabschiedet sich das innovative „A l’arme“-Festival. Die Macher:innen haben „beschlossen aufzuhören, wenn es am schönsten ist“. Die letzte Ausgabe verspricht Höhepunkte des Berliner Festivalsommers – und weicht mit einem Abend für die verstorbene Konzertveranstalterin Monika Döring vom Festivalschema ab.
„A l’arme!“: Das Festival sprengt Genregrenzen
Seit mehr als eine Dekade zählt „A l’arme!“ zu den Höhepunkten des Berliner Festivalsommers. Das Kuratorenteam Louis Rastig und Karina Mertin setzt auf Konzertformate, in deren Zentrum die künstlerische Kollaboration und Improvisation stehen. Nicht selten werden dabei Genregrenzen gesprengt, wobei die eingeladenen Bands und Solokünstler:innen ohnehin schon als ästhetische Grenzgänger:innen unterwegs sind. „Wir legen Wert auf Vielfalt und Heterogenität“, betont Rastig. Diese Schlagwörter dürfen jedoch nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden.
Traditionell beginnt der erste Abend mit einem Solokonzert. Die französische Cellistin Leila Bordreuil lebt und arbeitet seit Längerem in New York, wo sie sich an der Schnittstelle von Neuer Musik, Noise und Free Jazz bewegt. Die Drones ihres Streichinstruments kombiniert sie im Radialsystem mit Ambient-Flächen.
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Der Abend klingt mit einem Trio-Set aus. Mit dem japanischen Multinstrumentalisten und Noise-Künstler Keiji Haino und dem norwegischen Jazz-Schlagzeuger Paal Nilssen-Love kehren zwei bekannte Gesichter nach Berlin zurück: Beide wirkten bereits bei der ersten Festival-Edition 2012 mit. Die in Berlin beheimatete Sopran-Saxofonistin und Performerin Sofía Salvo komplettiert das Line-up.
Am darauffolgenden Tag ist Salvo als Teil des Quartetts Yexxen zu erleben, das eine Brücke vom Londoner zum Neuköllner Noise-Punk schlägt. „Offenheit für spannungsvolle Kollaborationen war schon immer Leitmotiv des Festivals und Sofia Salvo repräsentiert dieses Prinzip par excellence“, erläutert Rastig. Eine weitere Festival-Säule stellt die enge Beziehung mit der skandinavischen Creative-Music-Bewegung dar, die beispielsweise I Like To Sleep hervorgebracht hat. „Powerjazz to the People!“ lautet der Slogan des jungen norwegischen Instrumental-Trios, das trotz des Bandnamens äußerst energetisch klingt.
„A l’arme!“-Festival 2024 nimmt Abschied von Monika Döring
Der dritte und letzte Abend weicht vom bisherigen Festival-Schema ab. Er steht unter dem Motto „Long live Monika!“. Im Mai dieses Jahres verstarb die legendäre Berliner Konzertveranstalterin Monika Döring, die dem tipBerlin 2023 ein großes Interview gegeben hat. Ihre musikalische Sozialisation spiegelt die Offenheit des Festivals wider: Klassik Free Jazz, Punk und Avantgarde ergänzen einander organisch. Döring brachte unter anderem Nick Cave, Laibach, Public Enemy oder Björk nach Berlin. Für ihre Mentorin stellte Karina Martin Sets zusammen, bei denen von Döring geschätzte und in Berlin beheimatete Musiker:innen aufeinandertreffen. Caspar Brötzmann tritt mit der belgischen Bassistin Farida Amadou auf, während Gudrun Gut mit einem Solo-Set dabei ist – wie auch gleich mehrere Raster-Noton-Künstler: Frank Brettschneider, Grischa Lichtenberger und Byetone.
Der Sonntag markiert nicht nur den Abschied von Monika Döring, sondern ebenso von „A l’arme!“ – eine weitere Edition wird es nicht geben. Denn trotz der künftig in Aussicht gestellten Fördersumme lässt sich das Konzept so nicht weiterführen. „Man sollte niemals ein Pferd totreiten. Und so haben Karina und ich beschlossen aufzuhören, wenn es am schönsten ist“, sagt Rastig ohne jeden Anflug von Sentimentalität. Letztlich repräsentiert die Haltung den Geist des Festivals: Stets nach vorne blicken und Neues probieren. Nostalgische Events gibt es schließlich mehr als genug.
- Radialsystem Holzmarktstr. 33, Friedrichshain, Do 8.8.+Fr 9.8. ab 20 Uhr, Sa 10.8. ab 19 Uhr, Tagesticket je 30 €, Festivalticket 75 €, online
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