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Fête de la Musique 2022 in Berlin: Musik, Musik, Musik

Berlin feiert zum 27. Mal die Fête de la Musique. Gewohnt zum Sommeranfang, dem 21. Juni, werden die Straßen der Hauptstadt mit musikalischen Klängen geflutet, vom martialischen Betonkiez bis zum aufgehübschten Nobelviertel. Besondere Aufmerksamkeit sollen diesmal Drums erhalten. Was euch bei der Fête de la Musique 2022 in Berlin noch erwartet, erfahrt ihr hier.

Bei der Fête de la Musique können sich in Berlin alle beteiligen, die singen, trommeln oder auch nur schön klatschen können. Foto: Jim-Kroft

Berliner Fête de la Musique: Currywurst trifft Croissant

Musik ist ein essentieller Bestandteil des Berliner Lebens. Nachwuchstalente, gestandene Größen, Straßenmusiker, Popstars, Opernsängerinnen, Rapperinnen – irgendwann verschlägt es die meisten in die Hauptstadt, sofern sie nicht sowieso dort geboren sind. Doch was für Musizierende gilt, passt auch zu musikalischen Events. Entsprechend scheint es fast naheliegend, dass die Fête de la Musique von Paris (dort seit 1982) nach Berlin schwappte – und sich vor Ort zur Tradition mauserte. Nach zwei Jahren Zwangsumzug ins Digitale, Corona-Pandemie, treffen Publikum und Musizierende endlich wieder analog zusammen.

Besonderer Fokus liegt dabei auf Neukölln, dem Partnerbezirk der Fête de la Musique. Auf 24 Bühnen werden sich dort musikalischer Nachwuchs, Indie-Gruppen, aber auch bekanntere Acts austoben. Besonders prominent ist in diesem Jahr der Berliner Chorverband vertreten. Drei eigene Bühnen stellt er in Neukölln, unter anderem im prunkvollen Körnerpark. Von der grünen Oase des Britzer Gutshofs bis zum Nachbarschaftszentrum „mittendrin“ verwandelt sich Neukölln in das vielfältigste Festival, das man sich erträumen kann. Und das völlig gratis.

Natürlich geht das Festival über die Grenzen Neuköllns hinaus. An mehr als 100 Open-Air- und Indoor-Standorten, verteilt in ganz Berlin, findet eine Fülle verschiedenster Konzerte statt. Besondere Highlights: Der Frannz-Biergarten, der vor allem auf die wilden Zwanziger und Swing setzt, und Jockels Biergarten mit überwiegend lateinamerikanischer Musik, etwa psychedelischem Cumbia.

Mit am Start sind auch, wie jedes Jahr, Fête-Institutionen wie das Yaam, das Badehaus, das Quasimodo. Außergewöhnliche Locations wie das Museum Europäischer Kulturen versprechen spannende Darbietungen im beeindruckenden Ambiente. Weitere Highlights sind die Shows im Kuppelsaal des Zeiss-Großplanetariums, bei denen Live-Bilder aus dem Universum zur Musik projiziert werden.

Und natürlich steigt eine große Feier zum 40. Geburtstag der Fête de la Musique am Brandenburger Tor, wo die Veranstaltung Gast und Partner der Special Olympics ist. Nachts wird auf Open-Airs oder in den vielen Clubs, Kneipen und Konzertorten der Stadt weitergefeiert. Zum Beispiel bei der French Night im Kesselhaus, die seit vielen Jahren spannende französische Acts zur Fête de la Nuit nach Berlin holt. In diesem Jahr sind es die Pariser Band Lulu Van Trapp und Mosimann, ein DJ mit Wurzeln aus der Schweiz und Frankreich. 

Fête de la Nuit und riesige Party am Brandenburger Tor

Als Instrument des Jahres 2022 erhält das Drumset während der Fête de la Musique besondere Aufmerksamkeit. So wird sich die Schlagzeugerin Jarita Freydank bei der Eröffnungsveranstaltung in Gropiusstadt am Drumset austoben. „Viel mehr Leute sollten einfach mal lostrommeln“, sagt sie, „das ist eine sehr ursprüngliche Form des Musizierens – und Therapie zugleich.“ Die Botschafterin des Instrument des Jahres spielt selbst seit 20 Jahren Schlagzeug und freut sich auf ein „Erwachen der Live-Musik in der ganzen Stadt und viele verschiedene Gesichter“, wie sie sagt.

Trommeln und Drums aller Art spielen 2022 eine große Rolle – hier wird 2019 bei der Fête de la Musique schon mal geprobt. Foto: Imago/Pop-Eye/Ben Kriemann

Für alle, die nicht abwarten können, gibt es schon am 20. Juni eine kleine Auftaktveranstaltung in der Gropiusstadt. Zwischen Betontristesse und Großstadttrubel treten Musikschulsternchen und Nachwuchschöre auf. „Gerade hier ist das Zusammenwachsen durch gemeinsames Musizieren enorm wichtig“, sagt Matthias Jahrmärker, Gesangs-Fachgruppenleiter der Neuköllner Musikschule Paul Hindemith. Wunderbar funktioniere das zum Beispiel bei den Gropiuslerchen, einem Musikschulchor, bei dem Kinder schon ab fünf Jahre durch Musik zueinander finden. Der Kinderchor singt am 20. und 21. Juni vor dem Gemeinschaftshaus auf dem Lipschitzplatz.

Fête de la Musique: Schöner Zugang für den Nachwuchs

Die musikalische Vielseitigkeit der Fête de la Musique kommt auch dadurch zustande, dass die Teilnahme besonders niedrigschwellig ist. Musikalischer Nachwuchs kann sich über ein Matchmaking-Portal auf der Veranstaltungsseite bewerben, ja, das hat was von Tinder, wobei sie trotzdem darauf hoffen müssen, dass sie auch durchkommen, sie warten also auf ein Go – die Datingapp Bumble trifft also eher. Letztlich stellen die Veranstaltungsorte unter anderem über die Plattform ihr Line-Up zusammen.

Allein über die offizielle Website haben sich mehr als 350 Acts beworben, hinzu kommen die vielen inoffiziellen Auftritte und eigenständigen Line-Ups. Unsere Konzert-Highlights auf der Fête de la Musique 2022 findet ihr übrigens hier. Vom Akustik-Set im Park bis auf die Tanzflächen der spannendsten Clubs der Stadt vereint das Kulturevent Profi-Musiker:innen und Nachwuchstalente, DJs und Instrumentalisten, Techno und Folk. Zwischen Spandau und Köpenick tragen mehr als 140 Spielorte ihren Anteil zur größten Party Berlins bei. Auch Straßenmusiker:innen können, einer Ausnahmezulassung sei Dank, in ganz Berlin auch ihren Teil beitragen.

Wäre doch nur jeder Tag wie die Fête de la Musique

Es wird also die Vielseitigkeit der Musik an diesem besonderen Tag in der gesamten Stadt zu spüren sein. An einem Tag, an dem es völlig normal ist, dass DJs ihre Lautsprecher auf den Balkon stellen und die Menschen auf der Straße tanzen. Einem Tag, an dem bekannte Acts auf der gleichen Bühne stehen wie fünfjährige Chorkinder aus Gropiusstadt. Einem Tag, an dem der Stadtrand mindestens genauso spannend sein kann wie das Zentrum. Einem Tag, an dem man hofft, dass jeder einzelne Tag so wäre, wie eine einzige Stunde bei der Fête de la Musique.

Egal ob Lieblingsband aus Prenzlauer Berg oder Nachwuchschor aus Gropiusstadt, RAW-Gelände oder Gemeinschaftshaus auf dem Lipschitzplatz, Opernhaus-Klassik oder Straßenrap aus dem Sozialbau: Musik bedeutet überall etwas, entsteht überall und verdient es daher auch, überall zelebriert zu werden.

  • Fête de la Musique mehr als 140 Orte in Berlin, Di 21.6., gratis, online

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