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Future East Festival: Tradition trifft Elektro und setzt neue Maßstäbe

An drei Tagen widmet sich das Future East Festival der Verflechtung von Elektro und Tradition. Auf dem Programm stehen Künstler:innen mit Migrationshintergrund aus Asien und Nordafrika. Die Acts sind vielfältig: Mit dabei ist die Band Shibaali, die Sängerin Hani Mojtahedy und die DJs Rakans und Laksa. Alle Infos zum Festival vom 24. bis zum 26. Oktober gibt es hier.

Das Future East Festival: Im vergangenen Jahr fand das Festival in der Musikbrauerei statt. Foto: Ferdinand Will

Die Musikbranche ist: Weiß und männlich

Für gewöhnlich kann man davon ausgehen, dass im Nachtleben eine weiße Person hinter dem DJ-Pult steht. Schaut man sich die Line-ups großer Festivals an, dann wird der Status quo der Musikbranche mehr als deutlich. Fast immer legen weiße cis-Männer auf, so ließe es sich zusammenfassen. In einer vermeintlich diversen Branche sieht die Situation auch heute noch alles andere als gleichberechtigt aus. Darüber, dass Festival-Line-ups so männlich dominiert sind, gibt es auch eine umfangreiche Studie.

Sam Eyvaz, ein iranischer Musiker und Produzent, stellt sich dem entgegen. Anstatt einer Community eine Plattform zu bieten, die es ohnehin leichter hat, sich in der elektronischen Musikszene in Berlin zu etablieren, rückt Eyvaz Künstler:innen in den Vordergrund, die einen Migrationshintergrund aus Asien und Nordafrika haben. Im Jahr 2020 hat der Musiker und Produzent das Future East Festival gegründet, mit dem er „die Kreativität und Vielfalt von nicht- westlichen Künstler:innen fördern möchte“.

Beim Future East Festival 2024 treten Künstler:innen auf, die einen Migrationshintergrund aus Asien und Nordafrika haben. Foto: Ferdinand Will

Das Future East Festival findet vom 24. bis zum 26. Oktober statt und widmet sich während der dreitägigen Veranstaltung in der Musikbrauerei der dynamischen Schnittstelle zwischen Elektro und Tradition, mit einem besonderen Fokus auf Künstler:innen mit diversen Hintergründen. Zeitgenössische Musik und Medienkunst stehen im Fokus, neben elektronischen, elektroakustischen und experimentellen Sounds stehen auch audiovisuelle Performances auf dem Programm. Akteur:innen verschiedener Hintergründe kommen beim Future East Festival zusammen, um eine zu wenig beachtete Vielfalt künstlerischen Schaffens aus Asien und Nordafrika zu präsentieren.

Das Line-up verspricht eine spannende und vielfältige Reise durch Klangwelten, die bisher nur selten im Rampenlicht der elektronischen Musikszene standen. Im Mittelpunkt stehen Musiker:innen, die mehr als nur ihre Kunst mitbringen – sie tragen die Geschichten ihrer Herkunftsländer in die Gegenwart und verknüpfen sie mit modernem Sound. Auf drei Floors wird es Live-Musik, mediale Installationen, Visual- und Soundart geben, zur Afterparty à la Clubnacht werden verschiedene DJs auflegen.

Das Future East Festival bietet eine interdisziplinäre Plattform

So kommen mit Live-Performances von der Band Shibaali und der Sängerin Hani Mojtahedy Künstler:innen aus der iranischen Diaspora nach Berlin. Die Band Shibaali lässt traditionelle persische Rhythmen mit modernen elektronischen Klängen verschmelzen und schafft damit eine kraftvolle, zeitgenössische Soundlandschaft. Mit tief verwurzelten musikalischen Traditionen und experimentellen Beats bauen sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ihre Performances sind geprägt von hypnotischen Trommelrhythmen und atmosphärischen Synthesizern, die das Publikum in einen tranceartigen Zustand versetzen. Shibaali steht für Innovation und Authentizität und bringt den Geist der iranischen Musik auf die Bühne. Ihre Musik erzählt Geschichten von Widerstand, Hoffnung und kultureller Identität.

Beim Future East Festival werden musikalische Hintergründe aus Nordafrika und Asien bewahrt und mit elektronischen Sounds zusammengedacht. Foto: Ferdinand Will

Die kurdische Sängerin Hani Mojtahedy setzt mit ihrem neuen Album „HJirok“, das in Zusammenarbeit mit Andi Toma von Mouse on Mars entstanden ist, neue Maßstäbe. Ihre Musik pulsiert mit einer rebellischen Energie, die tief in der iranischen Frauenbewegung verwurzelt ist. Mojtahedy ist eine echte Pionierin, die nicht nur musikalische, sondern auch gesellschaftliche Barrieren durchbricht und dabei konsequent für kulturelle und soziale Veränderung einsteht.

Zur Clubnacht des Festivals sollen verschiedene DJs auflegen, Acts von Rakans, Pooja B und Laksa bringen dabei einen neuen Sound in die Berliner Elektro-Szene. Rakans ist ein queerer DJ und Künstler. Seine Musik ist durch orientalische, experimentelle und eklektische Einflüsse geprägt in der sich emotionale und dramatischen Sounds mit Techno und Themen wie Liebe, Sexualität und Zärtlichkeit vereinen. Das lässt seine Sets besonders intensiv und instinktiv werden. Rakans ist in Beirut aufgewachsen, einer Stadt voller Wandel und Gegensätze. Schon früh fing er an mit Avantgarde- und Popmusik zu experimentieren. Neben Auftritten in renommierten Clubs wie „The Grand Factory“ spielt Rakans auch im Berghain und ist Resident DJ bei Pornceptual.

Teil des Programms ist auch Pooja B alias ikigai, eine in Berlin lebende DJ und Produzentin, die für ihren unverwechselbaren Stil im Bereich des düsteren, futuristischen Techno bekannt ist. Ihr Sound ist stark von industriellen Elementen der Berliner Technoszene geprägt. Sie spielt intensiven und analogen Techno, der perfekt für düstere Clubnächte geeignet ist. Ebenso setzt sich Pooja B aktiv für Gleichberechtigung ein, sie gestaltet Plattformen für weibliche und queere Künstler:innen in der Musikszene mit. Damit vereint Pooja B musikalische Innovation mit sozialem Engagement und ist eine starke Stimme gegen Rassismus und Sexismus.

Das Future East Festival im vergangenen Jahr. Foto: Sam Eyvaz

Zum Future East Festival kommt auch Laksa, der DJ und Produzent lebt in London und ist für seinen experimentellen und hybriden Sound bekannt. In seiner Musik kombiniert er Einflüsse aus Techno, Dancehall, 2-Step, Acid, Gqom, Dubstep und mehr, was seine Musik schwer einzuordnen macht. Oft wird sie als „UK bass bobblers“ beschrieben. Geprägt von Bristols Soundsystem-Kultur und der intensiven Clubszene Londons, fängt Laksas Musik die Energie beider Städte ein.

Das Future East Festival setzt ein starkes Zeichen gegen die festgefahrenen Strukturen der Musikbranche, in der weiße Künstler:innen nach wie vor dominieren. Mit seiner vierten Ausgabe will das Festival nicht nur musikalische Vielfalt fördern, sondern auch einen Diskurs anstoßen, der die elektronische Musikszene diverser und gerechter gestaltet. Sam Eyvaz und Jiannyuh stellen bewusst Künstler:innen in den Vordergrund, die oft übersehen werden, und schaffen dadurch eine Plattform, die Brücken zwischen Kulturen baut. Das Programm geht weiter über die Musik hinaus. Beim Future East Festival wird Tradition nicht nur bewahrt, sondern radikal neu interpretiert. Die Auseinandersetzung ist notwendig, denn die Realität der Musikbranche sieht heute (leider) immer noch anders aus.

  • Future East Festival 2024 Musikbrauerei, Greifswalder Straße 23a, Prenzlauer Berg, 24.10.–26.10., Tagesticket ab 24 €, Wochenendpass ab 32 €, Afterparty Ticket ab 20 €, weitere Informationen und Tickets hier

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