Festivalbericht

30° und Sonne: So endet der Festivalsommer mit dem Lollapalooza

Über 40 nationale und internationale Acts, sieben Bühnen, eine Europapremiere: Das Lollapalooza 2024 beendete den Festivalsommer mit einem Spektakel. 50.000 Besucher:innen versammelten sich an zwei Tagen bei 30 Grad und Sonnenschein auf dem Olympia-Gelände – mit dabei waren unsere Redakteurinnen Swinda Jahn und Sarah Anna Mang. Hier erzählen sie von ihren Erlebnissen auf Berlins größtem Musikfestival.

Auch dieses Jahr konnte man beim Lollapalooza vom Riesenrad das Festivalgelände überblicken. Foto: Imago/Votos-Roland Owsnitzki

Shirin David + Ski Aggu = Lieben wir!

Mit wehenden Haaren fuhr Sängerin und Rapperin Shirin David am Samstagabend auf dem Lollapalooza langsam aus dem Bühnenboden hoch und begrüßte mit „Was geht ab Berlin“ ihre Fans. Für viele Festivalbesucher:innen war ihr Auftritt neben OneRepublic und Matrin Garrix das Highlight des ersten Festivaltages. In Baggy Jeans und weißen Tanktops starteten die Künstlerin und ihren Tänzerinnen mit „Gib ihm“ die Show. Direkt gute Stimmung im Publikum. Die abwechslungsreiche Bühnenperformance der gebürtigen Hamburgerin enttäuschte auch auf Konzertlänge nicht, zu „Affalterbach“ kamen männliche Backgroundtänzer dazu und bei Songs wie „Lieben wir“, „Du liebst mich nicht“, „Lächel Doch Mal“ und „Atemlos durch die Nacht“ wurde die passende Choreografie geliefert – allerdings ohne Helene Fischer als überraschenden Gastauftritt.

Mit „Gib ihm“ eröffnete Shirin David ihre Performance beim Lollapalooza 2024. Foto: Swinda Jahn

Trotzdem konnte es niemand glauben, als sich die Newcomerin um kurz nach 20 Uhr verabschiedete. Und auch als sie zum Ende ihrer Stagetime die ersten Zugabe „On Off“ zum besten gab, war die Masse nicht ganz zufrieden. Die Sängerin wusste genau, auf welchen Song die Menge gewartet hatte: den Sommerhit „Bauch, Beine, Po“. Nach Shirins Worten „Wie war der Anfang? Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates“ atmeten die Fans auf und bewiesen ihre Textsicherheit, als plötzlich der deutsche Rapper Ski Aggu mit auf der Bühne stand – laut Shirin David, ohne dass sie davon gewusst hätte. Nach einer innigen Umarmung unterstützte Ski Aggu die Künsterin nicht nur beim Rappen, sondern gab zu „Komm noch zwei, gib nicht auf“ Liegestützen zum besten. Doch das war noch nicht alles. Obwohl die Stagetime der Künstlerin schon vorbei war, holte sie zum Schluss zum selben Song den Fan Cliff aus dem Publikum auf die Bühne – und bekam bei seinem wildem Gerenne mehrere Lachanfälle.

Ski Aggu und Shirin David performen gemeinsam zum Song „Bauch, Beine, Po“. Foto: Swinda Jahn

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Deutsche Indie-Bands sorgten für Überraschungen beim Lollapalooza

Das Lollapalooza 2024 bot eine beeindruckende Auswahl deutscher Indie-Bands, die das Publikum begeisterten. Jeremias heizten am Samstagnachmittag auf der Main Stage North mit ihrem mitreißenden Indie-Pop-Songs ein und schafften es, die Menge sofort in ihren Bann zu ziehen. Ein besonderes Highlight war ihr Auftritt mit Ski Aggu, bei dem sie gemeinsam den Song „Bye X3“ zum Besten gaben – Die Menge tobte. Danach wurde es bei der Premiere ihres brandneuen Tracks „Meer“ emotional. Dieser war erst am Vortag veröffentlicht worden. Das Lied, das von einem tiefen Eintauchen in die eigene Gefühlswelt handelt, nahm die Zuhörer:innen mit auf eine gedankliche Reise ans Meer. Zur Freude ihrer Fans kündigte die Band außerdem eine bevorstehende Tour für das kommende Jahr an.

Jeremias sangen beim Lollapalooza ihren brandneuen Song „Meer“. Foto: Imago/mix1

Im Anschluss folgte Von Wegen Lisbeth auf der Main Stage South. Die Berliner Band brachte mit ihrem unverwechselbaren Sound und den lokalpatriotischen Texten die Menge zum Tanzen. Besonders beeindruckend war ihre Instrumentenvielfalt: Neben den klassischen kamen auch ungewöhnliche Instrumente wie Omnichord, Stylophone, Glockenspiel, Steeldrum und der „Regenbogen-Achttästler“ zum Einsatz, die ihrem Indie-Pop eine einzigartige Note verliehen. Ihr Hit „Wenn du tanzt“ sorgte für ausgelassene Stimmung und die Band bewies einmal mehr, warum sie zu den Lieblingen der deutschen Indie-Szene gehört.

Das Duo Lena & Linus verzauberte die Zuhörer:innen mit einer intimen Akustik-Performance und sie hatten gleich zwei Überraschungen im Gepäck: die Ankündigung einer neuen Tour und eines neuen Albums. Als Vorgeschmack präsentierten sie einen bisher unveröffentlichten Song. Raum27 begeisterten auf der Alternative Stage mit ihrem melodischen Liedern und sorgten für gute Laune und tanzende Massen. Nach dem Auftritt wundert es niemanden mehr, dass sie als vielversprechende Newcomer in der deutschen Indie-Szene gefeiert werden. Den Abschluss des deutschen Indie-Programms bildete am Sonntag Levin Liam. Mit seiner rauchigen Stimme und gefühlvollen Songs zog er die Zuhörer:innen in seinen Bann. Er wirkte leicht berauscht vom Festivalsommer, was seiner Performance einen entspannten Vibe verlieh.

OneRepublic & Martin Garrix – Der erste Festivalabend des Lollapalooza 2024

OneRepublic sorgte beim Lollapalooza 2024 für einen unvergesslichen Abend auf der Main Stage North. Am Samstag traten sie von 20:15 bis 21:25 Uhr auf und zogen mit ihrem eingängigen Pop massenweise Festivalbesucher:innen an. Die Band, bekannt für ihre mitreißenden Hits, ließ das Publikum zu Songs wie „Counting Stars“ und „Apologize“ singen und feiern. Die energiegeladene Performance war geprägt von der charmanten Bühnenpräsenz von Frontmann Ryan Tedder.

Der Auftritt von OneRepublic war der krönende Abschluss des ersten Festivaltags. Foto: Imago/Votos-Roland Owsnitzki

Ein besonderes Highlight des Auftritts war ein 10-minütiges Konzert im Konzert, in dem Ryan Tedder dem Publikum einen exklusiven Einblick in seine Arbeit als Songwriter und Produzent für einige der größten Namen der Musikindustrie gewährte. Er präsentierte Ausschnitte aus Songs und Alben weltberühmter Künstler:innen, an denen er mitgewirkt hat – von Beyoncé, Ed Sheeran und Adele über Taylor Swift, Ariana Grande und Maroon 5 bis hin zu Shawn Mendes und Selena Gomez. Diese musikalische Reise durch Tedders Repertoire verdeutlichte seine Bedeutung für die moderne Popmusik.

Martin Garrix legte zum Abschluss des ersten Festivaltags einen soliden, wenn auch etwas flachen Auftritt hin. Als der letzte Headliner des Festivals zog der niederländische DJ und Produzent eine große Menschenmenge an, die sich auf ein energiegeladenes Set freute. Garrix spielte bekannte Hits wie „Animals“ und „Scared to Be Lonely“, doch trotz der eingängigen Melodien kam die richtige Festivalatmosphäre nicht so recht auf.

Rapper Cro und K-Pop-Band Seventeen

„Ganz schön viele Leute hier,“ rief Rapper Cro überrascht auf der Bühne und auch im Publikum fühlte es sich so an, als ob die Gesamtheit der Festivalbesucher:innen seinen Aufritt nicht verpassen wollte. Cro begeisterte das Publikum beim Lollapalooza mit einem energiegeladenen Auftritt. Der deutsche Rapper präsentierte eine Mischung aus all seinen Hits – mit „Hi Kids“, „Genauso“ oder „Einmal um die Welt“, „Easy“ und „King of Raop“ gab es viele Klassiker aus den früheren Jahren. Mit seinem charakteristischen (mittlerweile futuristischen) Panda-Masken-Look und einem bunten Bühnenbild inklusive Hüpfburg und aufblasbaren lächelnden Riesenblumen brachte er die Menge zum Feiern – und mit Badchieff hat er auch für einen tolle Gastauftritt gesorgt.

Die Hüpfburg wurde von dem Rapper Cro und seinen Fans später behüpft. Foto: Swinda Jahn

Doch nicht nur Cro-Fans verfolgten seinen Auftritt aus nächster Nähe, denn Fans der K-Pop-Band Seventeen haben bereits Stunden vor Konzertbeginn um 18:40 Uhr Plätze vor der Hauptbühne Süd „reserviert“ – indem sie sich vor die Bühne setzten. Einige von ihnen standen bereits seit sechs Uhr morgens in der Schlange vor dem Olympiastadion, nur um dann Stunden vor der Bühne zu campieren. Bei vielen Cro-Fans sorgte dieses Verhalten für Unmut, denn die K-Pop-Anhänger:innen saßen bei seinem Auftritt gelangweilt vor der Bühne und nahmen begeisterten Fans des Rappers den Platz. Doch der Hype um Seventeen ist groß, für die Europapremiere der Band sind viele Fans aus ganz Europa nach Berlin gekommen. Die Headliner-Gruppe hat bei ihrem Auftritt Hits wie „Super“, „Rock with You“, „Left & Right“, „Clap“ und „Hot“ gespielt. Die Fans waren begeistert und sangen auf koreanisch und englisch mit, was die Band überrascht kommentiert: „We didn’t expect you to sing along to our songs so well. It’s truly amazing and touching. We will never forget you.“.

Die Band Seventeen besteht tatsächlich „nur“ aus 13 Mitgliedern. Foto: Imago/Votos-Roland Owsnitzki

Der große Abschluss mit The Chainsmokers & Sam Smith

The Chainsmokers und Sam Smith sorgten beim Lollapalooza für unvergessliche Momente. Die US-amerikanischen DJs und Produzenten, bekannt für ihre eingängigen Melodien und mitreißenden Beats, brachten das Publikum mit ihren Hits wie „Something Just Like This“, „Don’t Let Me Down“ und „Paris“ vor der Perry’s Stage unten im Olympiastadion zum Tanzen. Zum Abschluss performten sie „Closer“ inklusive Konfettikanonen und einem großen Feuerwerk über dem beleuchteten Olympiastadion.

Sam Smith eröffnete das Headliner-Set mit dem Welthit „Stay with Me“ und alle Zuhörenden waren sofort angeheizt. Für viele Festivalbesucher:innen war der Auftritt der krönende Abschluss des Wochenendes. In einem pompösen Outfit startete Smith die Show und die Zuschauer:innen und die Bühnenperformance des Grammy-Gewinners enttäuschte auch beim restlichen Auftritt nicht. Zu „I’m Not The Only One“ und „Like I Can“ sang das Publikum jede Zeile mit, und Smith’s kraftvolle Stimme verzauberte das gesamte Festivalgelände.

Emotional wurde es, als Smith verriet, dass dies die letzte Show der „Gloria the Tour“ sei, die den Star zwei Jahre lang um die ganze Welt geführt hatte. Die Dankbarkeit und Rührung war allen deutlich anzumerken – es flossen einige Tränen, auch im Publikum. Ein besonderes Highlight war der Outfitwechsel zu einem wunderschönen, bodenlangen schwarzen Kleid, in dem Smith das Duett „Lay Me Down“ mit einer Backgroundsängerin und besten Freundin performte.

Sam Smith legte eine unvergessliche Performance beim Lollapalooza hin. Foto: Imago/Votos-Roland Owsnitzki

Doch Smith hatte noch mehr zu bieten: Mit mehreren Outfitwechseln, darunter einige ausgefalleneren Looks, verwandelte die nichtbinäre Person das Festivalgelände in einen riesigen Pride Club. Zu „Promises“ und „Latch“ herrschte pure Partystimmung, und die Menge tanzte und sang ausgelassen. Den krönenden Abschluss bildete „Unholy“, bei dem Smith noch einmal alles gab. Mit einer spektakulären Lichtshow und mitreißenden Choreografien endete nicht nur Smiths Auftritt, sondern auch das Lollapalooza 2024 auf einem absoluten Höhepunkt.

Im nächsten Jahr feiert das Lollapalooza Berlin seinen zehnten Geburtstag. Wir freuen uns schon!


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