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Pitchfork Music Festival: So sieht ein diverses Line-up aus

Das wichtigste Musikmagazin der Welt holt seine Lieblingsbands nach Berlin. Fünf Tage lang feiert das Pitchfork Music Festival die musikalische Vielfalt und Berlin als Musikmetropole – mit 19 spannenden Acts in vier besonderen Venues. Alle Infos zum großen Musik-Event gibt es hier.

Mykki Blanco, eine Ikone des queeren Hip-Hops, performt am Festivalsamstag in der unterirdischen Betonhalle des Silent Green. Foto: Irakli Gabelaia

Pitchfork Music Festival: „The Most Trusted Voice in Music“

Auf die „Most Trusted Voice in Music“ hört man gerne. Als weltweit wichtigstes digitales Musikmagazin gibt Pitchfork den Ton an. Ob Lobgesang oder Verriss: Die Rezensionen nehmen eine Schlüsselrolle in der popkulturellen Wahrnehmung und Bewertung ein. So soll eine begeisterte Kritik 2004 maßgeblich zum Durchbruch der damals noch unbekannten kanadischen Band Arcade Fire beigetragen haben. Ihr Debütalbum „Funeral“ wurde mit 9.7 von 10 Punkten bewertet. Ein Ritterschlag und ein kraftvoller Karriereschub.

Gleichzeitig scheut man sich bei Pitchfork auch nicht vor Verrissen. So provozieren negative Rezensionen oftmals auch Shitstorms von Fans gegen das Magazin. In einer Zeit, in der Streaming-Algorithmen über den Musikkonsum entscheiden, ist gerade dieser Diskurs wichtiger denn je. „Ich bin so froh darüber, eine Plattform zu haben, die mir außergewöhnliche Empfehlungen gibt“, sagt der niederländische Musiker Harm, der als Teil des Elektro-Duos Weval beim Pitchfork Music Festival Berlin auftritt. „Wo sonst gibt es Listen für Alben mit den besten Twin-Peaks-Samples?“

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Pitchfork ist das wichtigste Musikmagazin der Welt

Gegründet wurde Pitchfork 1995 als einfacher Musikblog vom US-Amerikaner Ryan Schreiber. Mittlerweile gehört das weltweit erfolgreiche Magazin zum Verlagshaus Condé Nast, der Heimat von Vogue, GQ und anderen Hochglanzpublikationen. Seit 2008 veröffentlicht Pitchfork auch exklusive Interviews und Konzertvideos. Eine audiovisuelle Live-Session mit dem texanischen Psychedelic-Trio Khruangbin erreichte trotz einer Länge von einer knappen Stunde mehr als 25 Millionen Aufrufe.

Kein Wunder also, dass sich auch das Pitchfork Music Festival, das seit 2006 im Union Park in Chicago stattfindet, schnell als eines der innovativsten Festivals der USA etablierte. Die Musiker:innen und Bands, die hier bisher aufgetreten sind, lesen sich wie ein Best-Of aus den Pitchfork-Jahresbestenlisten: Yo La Tengo, Pavement, Wilco, A Tribe Called Quest, Feist. Beim Paris-Ableger, der seit 2011 veranstaltet wird, spielten schon Bon Iver, Thom Yorke und The National, die wir wiederum kürzlich in Berlin erleben durften.

Die Londoner Newcomerin Yunè Pinku vertont die Freuden und Probleme der Gen Z. Foto: Promo

Mit etwas Covid-Verspätung gingen dann 2021 auch die London- und 2022 die Berlin-Ausgabe über die Bühne. Beziehungsweise über die Bühnen der Städte. Denn das Musikevent beschränkte sich nicht auf ein zentrales Festivalgelände, sondern will in den interessantesten Locations die Bandbreite der urbanen Musikkultur abbilden. So bespielten im vergangenen Jahr internationale Hochkaräter wie das Future-Jazz-Trio The Comet is Coming, die Math-Rocker von Black Midi und die Post-Punk-Avantgardisten von Squid besondere Orte wie den Zenner, das Silent Green oder das Metropol. Drei Tage Underground in verschiedenen Bezirken. Ob im ehemaligen Krematorium im Wedding oder im legendären Ausflugslokal in Alt-Treptow: Das Pitchfork Festival unterstreicht Berlins Ruf als Musikmetropole mit einzigartigen Kulturflächen. Ein voller Erfolg.

Newcomer und Stars in spannenden Venues

Foto: Der französische Electro-Popper Flavien Berger gehört zu den Highlights des Pitchfork Music Festivals. Foto: Isabelle Hin

Auch in diesem Jahr kehrt das wichtigste Musikmagazin der Welt in die deutsche Hauptstadt zurück. Mit dem Astra Kulturhaus ist nun auch eine Konzerthalle auf dem RAW-Gelände vertreten. Das größte in sich geschlossene Kulturareal Deutschlands steht vor gravierenden Bauvorhaben, die den alternativen und subkulturellen Charakter des Geländes bedrohen. Genau dieser unangepasste und freie Charme hat Berlin für Meinungsmacher wie Pitchfork überhaupt erst interessant gemacht. „Diese Inklusivität, der immer noch intakte Underground-Vibe und die überall spürbare Historie machen Berlin aus und unterscheiden die Stadt von anderen Musikmetropolen“, sagt Seth Dodson, ausführender Festival-Direktor. Die kreative Energie, der Style und die bewegte Musikszene seien einzigartig.

Das Festival zeigt also auch, wie elementar eine lebendige Kulturlandschaft für eine Stadt und deren Bevölkerung aber auch die internationale Wahrnehmung und Attraktivität ist. Wie gesagt: Was Pitchfork wichtig und gut findet, ist auch meistens wichtig und gut. Bei dem Programm, welches das Magazin für die vollgepackten Konzerttage zwischen dem 1. und 5. November in Berlin zusammengestellt hat, gibt es daran auch keine Zweifel mehr: Genau wie die vielfältigen Locations bilden auch die Acts die Diversität der Pop-Welt ab.

Water From Your Eyes machen traurige Musik zum Tanzen. Foto: Eleanor Petry

So performt Mykki Blanco, eine Ikone des queeren Hip-Hops, am Festivalsamstag in der unterirdischen Betonhalle des Silent Green. Mit seinem Alter Ego kämpft der LGBTQ+-Aktivist Michael David Quattlebaum Jr. für die Anerkennung von Rapper:innen außerhalb von Heteronormativität und Gender-Stereotypen. Neben Mykki Blanco stehen an dem Abend der kanadische Elektro-Popper MorMor und der US-amerikanische Hip-Hop-Newcomer Mavi auf der Bühne. Generell teilen sich bei jedem Event verschiedene spannende Acts die Aufmerksamkeit des Publikums. Neben Lieblingskünstler:innen bietet sich hierbei auch immer die Möglichkeit, neue Musiker:innen zu entdecken. Denn beim Pitchfork Music Festival geht es nicht um große Namen und Mega-Headliner wie bei großen Mainstream-Festivals. Während beim Lollapalooza Berlin im September Hochkaräter auf der Mainstage auftraten, die ihre besten Tage schon lange hinter sich haben, stellt Pitchfork Menschen ins Rampenlicht, die ihre besten Tage noch vor sich haben.

Porridge Radio und Mykki Blanco performen beim Pitchfork Music Festival

Porridge Radio gehören zu den neuen Indie-Superstars aus England. Foto: Porridge Radio

Das große Finale des Pitchfork Music Festivals findet am Sonntag, den 5. November, statt. Im Zenner rappt der Mitte 20-jährige Mike, der für seine ungewöhnliche Kombination aus US-amerikanischen und britischen Einflüssen von der Musikpresse als „hip hop’s newest wunderkind“ gefeiert wird. Im Silent Green gibt es elektronische Klänge vom gefeierten Duo Weval aus Amsterdam. Auch die malaysisch-irische Produzentin und Sängerin Yunè Pinku aus London ist dabei: Die junge Musikerin liefert den Soundtrack für die Generation Z. Musik zum Vorglühen und Runterkommen.

Einen großen Namen gibt es im Festsaal Kreuzberg: Hier spielen Porridge Radio. Die Indie-Rockband aus Brighton gehört zu den spannendsten Musikgruppen der Insel. Die Sängerin, Songwriterin und Gitarristin Dana Margolin gilt als eine der charismatischsten Frontfrauen und Identifikationsfiguren der Szene. Die Durchbruchsplatte „Every Bad“ aus dem Jahr 2020 feierte Pitchfork mit einer Bewertung von 8.4. Punkten als „best new album“, Margolin als exzentrische Performerin zwischen Lou Reed und Ariana Grande.

Die japanische Pop-Band Chai spielt im Zenner. Foto: Promo

Der Nachfolger „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“ sichert Porridge Radio einen Platz in der Pitchfork-Familie. Den freidrehenden Opener „Back to the Radio“ wählte das Magazin auf Platz 77 der „100 best songs of 2022“. Weitere Highlights des Pitchfork Music Festivals sind die japanische Pop-Band Chai, der französische Electro-Popper Flavien Berger, die neuseeländische Sängerin und Multiinstrumentalistin Fazerdaze und das US-amerikanische Indie-Duo Water From Your Eyes. Insgesamt performen beim wirklich äußerst vielfältigen Pitchfork Music Festival an fünf Tagen 19 Acts in vier Venues. So sieht ein diverses Line-up aus. Die Punktebewertung auf der Skala von 0.0 bis 10.0. dürfte hoch ausfallen. Danke, Pitchfork!

Highlights: Porridge Radio, Flavien Berger Mykki Blanco, Chai, Fazerdaze, Water From Your Eyes, Mike, Weval, Yunè Pinku, Hemlocke Springs

  • Pitchfork Music Festival Berlin Astra Kulturhaus, Festsaal Kreuzberg, Silent Green, Zenner, 1.11.–5.11., Tickets ab 25 €, weitere Infos und Tickets hier

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