Kürzlich wunderten sich Johanna und Klara Söderbaum über einen drolligen Tippfehler auf ihrem Tourplakat. Aus ihrem Bandnamen First Aid Kit war plötzlich verkindlichend First Aid „Kid“ geworden: ein Freud’scher Denkfehler des Setzers, wo die Söderbaums mit zarten 19 und 16 Jahren in der Tat dem Kindesalter noch nahe sind. Dass die Songschreiberinnen ihr Debütalbum „The Big Black and the Blue“ in der Freizeit des Schulalltags und an Wochenenden aufgenommen haben, erzählen sie zwar. Doch würden sie das Thema Geburtsdaten manchmal lieber umschiffen. „Wir wollen einfach nicht so sehr auf unser Alter reduziert werden. Es geht um die Musik, nichts anderes“, betont Johanna, die mit ihrer angenehm rauen Stimme die Haupterzählerin ist. Doch lässt es sich kaum ändern: Immer wieder bleiben Fans und Kritiker verblüfft an Songzeilen hängen, in denen reife Beziehungen im Alltagstrott den Bach runter gehen oder liebende Frauen ihren Männern auf hoher See nachseufzen. Die Schwestern, die ihre Songs in schlichte Folk-Arrangements hüllen, werden oft gefragt, wie zwei Jungspunde bloß über Derartiges singen können. Dann verweisen die Töchter einer Musikerfamilie zu Recht auf die Folk- und Country-Tradition, in der es doch auch darum geht, gute Geschichten zu erzählen. Wo doch auch ein Johnny Cash bekanntlich nie jemanden erschossen hat, trotz verblüffend intensiver Ich-Erzählung. Ganz so dramatisch geht es bei First Aid Kit ohnehin nicht zu. Hauptattraktion ihrer nostalgischen Weisen ist fraglos das strahlende Stimmendoppel, das derart mühelos harmoniert, wie man das vielleicht nur bei Nahverwandten antrifft. Bands wie Taxi Taxi oder The Unthanks haben das zuletzt ähnlich vorgemacht – und nebenbei daran erinnert, dass die erste eigene Band nicht immer Punk spielen muss.
Text: Ulrike Rechel
First Aid Kit, Magnet, Mo 5.4., 21 Uhr, VVK: 15,60 Euro