Musik

Foxing live im Lido: Der Wundenlecker

(Foto: Hayden Molinarolo)

Nach der ewigen Instrospektion suchen Foxing nun die großen Momente

Vielleicht ist es eine Form der Katharsis, wenn Musiker Abend für Abend ihr Leid dem Publikum klagen. Vermutlich sorgt es auf Dauer aber doch nicht für Erfüllung, das eigene Unglück zum Kern seines Schaffens zu machen – wenn man nicht bloß ein Trauerkloß sein will. Dass Conor Murphy und seine Mitmusiker – zusammen sind sie Foxing – offenbar doch vielseitig aufgestellte, keineswegs nur der Introspektion und dem Wundenlecken zugeneigte Musiker sind, zeigt die 2011 gegründete, emo-affine US-Band bei Konzerten schon eine ganze Weile.

Spätestens mit dem aktuellen Album „Nearer My God“ hört man das nun auch auf Platte. Auf dem hat die Band nämlich recht disparate Klangwelten untergebracht. Und so ist das Album viel mehr als die Vertonung all der frustrierenden Erlebnisse, die bei dieser Band in den letzten Jahren tatsächlich arg gehäuft auftraten. So wurden sie etwa von einem unfallflüchtigen Trucker über den Haufen gefahren. Ihr gesamtes Equipment wurde schon einmal geklaut. Und auch privat gab es einiges an Tragik zu verarbeiten. In den Stücken stecken nun jedenfalls hübsch verstolperte Math- Rock-Rhythmen, psychedelisch-verdrogte Momente und Refrains, die einer Disco-Diva gut zu Gesicht stehen würden – alles auf stimmige Weise ineinander verschränkt.

Die Combo aus St. Louis im Mittleren Westen der USA ist eine der interessantesten Bands, die das Emo-Revival der letzten Jahre hervorgebracht hat. Gemütliche Indie-Muckelei ist das jedenfalls nicht. Foxing suchen die großen Momente. Und finden sie oft auch.

Lido Cuvrystr.7, Kreuzberg, Sa 29.6., 20 Uhr,
VVK 19 € zzgl. Gebühren

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