Ein müdes Lächeln ringt er ihr ab, verstehen aber kann sie den Begriff nicht. Ihre blasse Haut, ihr schmollender Mund, ihr tiefgründiges Schweigen und natürlich ihre hochmelancholische Musik liefern die perfekte Projektionsfläche nicht nur für angestrengte Popdeuter, auch Fotografen weiden sich ausgiebig am Geheimnisvollen. Wenn sie dann erzählt, wird es richtig österreichisch derbe: „Wenn ich ihnen in die Augen schaue, muss ich weinen. Sie haben etwas Seelenvolles und sind trotzdem so hässlich.“ Sie spricht von den über 1000 Schweinen, mit denen sie als Tochter eines Schweinezüchters im Dörfchen Gnas aufwuchs und zu denen es sie auch heute noch immer wieder hinzieht. Klavier sollte sie trotzdem lernen, und gerade als sie es mit 13 wieder hinschmeißen wollte, entdeckte sie Chopin, Schumann und den gewaltvollen Rachmaninow, so begann sie ihre eigenen Lieder zu schreiben. In „Spiracle“ singt sie vom Atemloch, das kein Sprechen erlaubt, mit „The Sun“ wurde sie via MySpace entdeckt. Nun wird sie als die neue Schmerzensfrau gefeiert, die in enger Verschmelzung von Piano und Elektronika mit drangvoller Poesie verzaubert, die keine Vernunft an sich herankommen lassen will. Ihr Bühnenplateau verhängt sie auch gerne mal mit langen Klopapiergirlanden, will wohl ihre Kunst, nicht aber ihr Wesen zur Schau stellen. In Berlin gab sie bereits die Nico, die sie als Rolemodel einst heftig abgelehnt hat, nur um später zu erkennen, dass da wohl eine gewisse Ähnlichkeit vorliegt.
Text: Christine Heise
tip-Bewertung: Fanveranstaltung
Soap & Skin, Festsaal Kreuzberg, Do 26.3., 21.30 Uhr, VVK: 13 Euro
Tickets unter www.tip-berlin.de/tickets