Girlpool klingen nun muskulöser und haben sogar Melodien drauf

Vor allem sind Cleo Tucker und Harmony Tividad beste Freundinnen. Dass sie zugleich Girlpool sind, scheint nur eine Facette ihrer Teenie-Freundschaft zu sein – mit entsprechenden Vor- und Nachteilen. Ein Vorteil: Ihr Musikprojekt besticht durch jugendlichen Charme. Der Nachteil: Ein bisschen kreative Reibung könnte schließlich auch guttun.
2015 erschien das Debüt „Before The World Was Big“: reduzierter Indie-Pop, der sich als Soundtrack für einen Coming-of-Age-Film eignen würde, zwischen Folk, kalifornischem Sonnenschein und punkigen Gekreische. In den Songs ging es immer wieder darum, wie überwältigend sich die Welt anfühlen kann. Eine der schönsten Zeilen lautete: „Do you feel restless when you realize you’re alive?“. Durch das Fehlen eines Schlagzeugers klang ihr Lo-Fi-Sound wie ein verträumt-verschluffter Wiedergänger des 1990er-Jahre-Riot-Grrl-Rock – nicht zuletzt, weil ihr Harmoniegesang bisweilen an den der Zwillingsschwestern Kim und Kelley Deal von der Alternative-Rock-Band The Breeders erinnert.
Auf dem aktuellen, ihrem zweiten Album „Powerplant“ zeigen sie sich immer noch von der Welt überwältigt, auch wenn sie ihr muskulöser und zudem mit richtigen Melodien begegnen. Auch ein Drummer gehört jetzt zum Line-Up. Das macht ihren Sound weniger speziell. Mal fühlt man sich an Britpop, dann wieder an etwas Emo-Indie erinnert. Die Beste-Freundinnen-Magie ist, dank ihres Gesangs, jedoch immer noch da.
Kantine Am Berghain Am Wriezener Bahnhof, Friedrichshain, Sa, 16.9., 20 Uhr, VVK 16,60 €
