Brooklyn, Brooklyn, immer nur Brooklyn. Viele neue Bands, die von sich reden machen, kommen aus diesem New Yorker Stadtteil. Aber nicht alle bilden sich etwas darauf ein. Grizzly Bear sind ganz froh, wenn sie die angeblich aufregendste Stadt der Welt mal hinter sich lassen können. Sie haben es sich angewöhnt, ihre Zelte zwischendurch auf der im Südosten von Massachusetts gelegenen Halbinsel Cape Cod aufzuschlagen, wo die Mutter von Sänger Ed Droste ein Haus hat.
Der Aufenthalt am „Kap“ scheint tatsächlich den Geist zu beleben. „Veckatimest„, das dritte Album der Band, ist ein wahres Wunderwerk. Im Vergleich zu früher, als Grizzly Bear schon mal arg verschachtelt und gekünstelt herüberkamen, gehen sie jetzt mehr aus sich heraus, trauen sich richtigen Chorgesang zu, der an die Granden des amerikanischen Folkrock erinnert. Gleichzeitig lässt das Quartett genügend Raum für träumerische Passagen, die der Seele gut tun. „Als wir jünger waren, kamen uns schwermütige Dinge in den Sinn, alles musste intensiv und ernst klingen. Darüber kommt man mit der Zeit hinweg, wie wir feststellen durften. Heute empfinden wir es als Herausforderung, komplexe Songs zu schreiben, die sich freundlich anhören“, weiß Gitarrist Daniel Rossen.
Prominente Fans hat die Band auch schon. Robin Pecknold (Fleet Foxes) hält „Veckatimest“ für das beste Album des Jahrzehnts. Radiohead wollten unbedingt, dass Grizzly Bear im Vorprogramm ihrer amerikanischen Tour spielen. In Berlin hat sich das Quartett ebenfalls schon Freunde gemacht. Vor drei Jahren im Lido überbrückten sie ein technisches Malheur spontan mit einer Version von Hot Chips „And I Was A Boy From School“. Diese Männer tragen ihr Herz am richtigen Fleck.
Text: Thomas Weiland
Foto: Patryce Bak
Grizzly Bear, Postbahnhof, Mi 11.11., 21 Uhr, VVK: 18 Euro
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Tickets unter www.tip-berlin.de/tickets