Ist das jetzt gut oder schlecht, dass die Red Bull Music Academy dichtmacht? 1998 ging alles los, in Berlin: Workshops und Panels mit jungen ausgewählten Musiker*innen sowie prominenten Mentor*innen.
Das Konzept ging um die Welt, bis Tokio. Feine Sache, sollte man meinen, doch es kam auch Kritik auf. Zumal nachdem Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz im April 2017 in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ in Österreich Sympathien für Donald Trump und Antipathien gegen Flüchtlinge bekundete.
Darf man sich als Musiker*in indirekt fürs Marketing eines Markenbosses wie Red-Bull-Kopf Mateschitz einspannen lassen?
Ambivalenter sieht es aus, wenn man sich vor Augen (oder Ohren) hält, welche Künstler*innen bei der Academy dabei waren. Das Line-Up war diverser programmiert als bei so ziemlich jedem anderen Festival, das mir in Deutschland bekannt ist. Richtig viele Leute, die sich gegen Rassismus und Queerphobie starkmachen, in und außerhalb ihrer Kunst. Etwa Janelle Monáe, Mykki Blanco oder Planningtorock. Im Grunde genau die Leute, die Trump oder die AfD ums Verrecken nicht auf ihre Parteitage zur Performance einladen würden, weil diese Musiker*innen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit stehen.
War dieses Programm dem Brausehersteller am Ende zu liberal? Hinter den Kulissen arbeitet man wohl mit neuen Leuten an einem neuen Konzept der Academy. Ich denke, das sind schlechte Nachrichten. Denn Popmusik erhält nur wenig Förderung. Und demnächst könnte die AfD, wenn sie bei staatlicher Kulturförderung mitreden darf, das Geld ihren Rechtsrockvasallen zuschachern.