Wenn ich der Schwarmintelligenz glauben darf, die sich in meinem Facebook-Account tummelt, dann tauchte der großartige Begriff „RIPstorm“ erstmals in der „Süddeutschen Zeitung“ auf. Anlässlich der unzähligen Netzaktivitäten zum Tode von Lou Reed. Nein, ich meine damit nicht die seriösen Nachrufe, die uns die Wichtigkeit dieses Mannes vor Augen führen und die dabei helfen, sein Њuvre im Welterbe Musik einzuordnen, so wie es nebenstehend geschieht.
Der erwähnte RIPstorm besteht aus den unzähligen digitalen Betroffenheitsseufzern, die Leute glauben, über ihre sozialen Netzwerke absondern zu müssen. Videoclips, schnell gegoogelte Fotos, alte Zeitungsartikel, die irgendwann mal zu Lou Reed verfasst wurden. Das ist selten Anteilnahme, sondern eher schon Werbung in eigener Sache: Seht her, ich bin frühzeitig informiert und, ja, ich habe sogar das Zeug zur Meinungshoheit.
„Stille Trauer“ ist in diesem Zusammenhang wohl einer dieser putzigen Begriffe, die wir bald nur noch als vergessene Worte neben „Gurkenhobel“ oder „Telefonwählscheibenetikett“ in lustigen Retrobüchern zu toter Sprache finden können.
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