Das Clubsterben in Berlin will ja partout nicht aufhören. Da trudeln die Hiobsbotschaften von Schließungen bekannter und beliebter Tanzstellen fast schon in einer Frequenz ein, wie sie unsere Großeltern aus den wöchentlichen Gefallenenlisten der Wehrmacht gefürchtet hatten.
Und ähnlich gramvoll sind dann meist auch die Reaktionen der Hinterbliebenen: „War doch schon immer da“, „Seit 50 Jahren Tradition“, „Hier hat ja schon mein großer Bruder getanzt“ … Kürzlich kamen wir in meiner Lieblings-Facebook-Gruppe ins Sinnieren über obskure, längst vergangene Clubs, die wir selbst einst als Teenager besucht hatten: die Tube am Adenauerplatz, das Time Cafй, die Intensivstation, das Königreich Sachsen … alle unvergessen. Aber: Keiner dieser Läden war länger als nur ein paar Monate geöffnet.
Betreiber und Publikum nahmen die Schließungen fast schon leidenschaftslos hin, zogen einfach weiter und feierten andernorts dann meist noch schöner und wilder.
Das muss man jetzt natürlich nicht gegeneinander ausspielen. Zeiten ändern sich eben. Und auch die Ansprüche. Aber wie es aussieht, buchstabiert sich Hedonismus einfach etwas anders als Rentenanspruch.
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