Hatchie klingt wie eine maximal melancholische Version der frühen Madonna
Manchmal klopft einem genau der richtige Mensch auf die Schultern. Hebt exakt der Typ den Daumen hoch in den Himmel, von dem man ihn gerne ganz oben sehen möchte. Das ist dann Glück. Aber: Glück kommt selten ohne Leistung. Dass Robin Guthrie, einst bei den britischen Dreampop-Spezialisten Cocteau Twins, nicht nur warme Worte für die 1993 geborene Harriette Pilbeam alias Hatchie fand, sondern auch deren „Sure“ einer Neubearbeitung unterzog, ist also auch Beleg dafür, dass ihr Pop Zeitlosigkeit besitzt und als Anker dienen kann zwischen Traditionen des Genres und einer jüngeren Sicht darauf.
Hatchie, deren Debütalbum „Keepsake“ Ende Juni erscheint, ist nicht alleine: Aus Australien kommt gerade eine ganze Armee von oft weiblichen Popacts, die nach Bruchstellen zwischen Eingängigkeit und Feedback, zwischen Humor und oft durchaus ernsten Texten suchen. Courtney Barnett und Stella Donnelly sind da zu nennen, aber auch Amyl And The Sniffers oder Haiku Hands. Hatchie reiht sich mit ihrem feenhaften Gesang, über den sich Synthie-Loops und Gitarrenschleifen türmen, ein. Dass ihre Ambitionen aber durchaus auch im Mainstream liegen, zeigt ein Blick auf ihre letzten Konzerte: Die bestritt sie unter anderem als Support von Death Cab For Cutie und Kylie Minogue. Ein Song wie „Stay With Me“ erklärt gut, warum sie in beider Vorprogramm funktioniert. Der klingt nämlich so, als hätten sich die Shoegazer Slowdive eine Komposition der britischen Chart-Konstrukteure Stock/Aitken/Waterman in ihren Feedbackraum gezogen. Und da spricht doch wirklich nichts dagegen.
Kantine am Berghain Am Wriezener Bhf., Friedrichshain, Mi 5.6., 20 Uhr, VVK 21 €