George Gershwins Oper „Porgy & Bess„, uraufgeführt im Oktober 1935 am New Yorker Broadway, schildert das Leben von Afroamerikanern in Charleston, South Carolina, in den 1920er Jahren. Als der Komponist verfügte, dass seine Oper jetzt und in Zukunft nicht von einem weißen Ensemble in Blackface, sondern von klassisch ausgebildeten schwarzen Sängerinnen und Sängern aufgeführt werden solle, war das eine gewagte künstlerische Entscheidung.
Dass sich „Porgy & Bess“ nach wie vor als Anknüpfungspunkt für die Frage nach dem Status quo zwischen Schwarz und Weiß eignet, das zeigt Susanna Boehms Dokumentarfilm „Porgy & Me„. Boehm begleitet das New York Harlem Theatre auf seiner Europatournee; sie zeigt das Ensemble als familiäre Gemeinschaft, lässt sich von Einzelnen deren Werdegang schildern und vermittelt Eindrücke von der musikalischen Komplexität einer Oper, die Chance und Sackgasse zugleich ist. Hintergrundinformationen zur Rezeptionsgeschichte oder zu rassistischen Strukturen im Hochkulturbetrieb Oper sucht man allerdings vergeblich.
Text: Alexandra Seitz
Orte und Zeiten: „Porgy & Me“ im Kino in Berlin
Porgy & Me, Deutschland 2009; Regie: Susanna Boehm; 86 Minuten
Kinostart: 28. Januar