21.30 Uhr, Friedrichshain: Betreten der Wilden Renate mit neuer Perücke „Peggy“ anlässlich der Präsentation der besten neuen Kinospots für tip und Zitty, gemacht von Studenten der Design-Akademie.
22.00 Uhr: Vorführung der Spots, gefolgt von Applaus und mahnenden Worten, in denen an historische Details des Präsentations-Standorts erinnert wird – wie das inzwischen geschlossene, einer Gebärmutter nachempfunde Labyrinth, aus dem betrunkene Reporterinnen einst nicht mehr hinausfanden. Schweigeminute.
23.00 Uhr: Standortwechsel. Nebenraum mit Pooldance-Equipments… spannend! Kollege vom Marketing möchte trotz mehrmaliger Bitte – Zitat: „Auf gar keinen Fall!“ – daran tanzen.
23.30 Uhr: Mit Schweißperlen auf der Stirn an einer Stange hängend: „Schnell, mach ein Foto!“ Touristen aus aller Welt treten näher, wollen sehen, was dieses Berliner Clublife so zu bieten hat. Hier: minimale Leistung mit maximaler Frisur.
23.45 Uhr: Auftritt Security-Mitarbeiter. Will den Kollegen rausschmeißen, weil er trotz Verbot im Club fotografierte. Der darf „ausnahmsweise“ noch bleiben.
01.00 Uhr: Beobachtung durchs leere Sektglas. Die Renate steckt in einer Zeitschleife, in der sich seit meinem letzten Besuch vor acht Jahren stets Folgendes abspielt: DJ Tobi Neumann tritt ans DJ-Pult, ein pickeliger Typ bietet irgendein Zeug an und die WC-Spülung ist so versteckt, dass man mit heruntergelassener Strumpfhose laut „Fuck!“ brüllt, weil erst mal die halbe Wand abgetastet werden muss.
01.30 Uhr: Kollegen beginnen zu flirten – schnell Sekt holen!
3.00 Uhr: An der Bar bestellen und über die vielen Touristen beschweren. Schockmoment: Das Geld reicht nicht mehr für den letzten georderten Drink.
03.05 Uhr: Auftritt Schweizer Tourist. Der bietet Erste Hilfe an, zahlt zweite und dritte Getränke.
03.15 Uhr: Touristen einfach nur großartig finden! Arm in Arm für Selfies mit dessen Gruppe vom Junggesellenabschied posieren.
03.30 Uhr: Tanzen als effektivste aller Kommunikationsformen. Musikalische Höhepunkte in Mimik und Gestik umsetzen, dabei Verbündete finden in weniger als 60 Sekunden. Funktioniert seit 1989 – mindestens.
04.15 Uhr: Betrunkene Engländerinnen wollen ungefragt mein Haar berühren – finde ich nicht okay! (insert Mariah-Carey-hafte Geste)
05.00 Uhr: Es ist zu voll. Und die Nebelmaschine röhrt seit Stunden in den Jutebeutel, den ich dummerweise an ihr befestigte.
6.50 Uhr: „Muss mich mal hinsetzen.“ Dann einschlafen.
07.30 Uhr, Brandenburg: Mit dampfendem Jutebeutel das Haus betreten, einen verdutzten Ehemann am Frühstückstisch vorfinden. Der neue Tag beginnt.