Wer dank herausragender Fingerfertigkeit zum „Guitar God“ gekürt wird, kann sich von solchen Superlativen leicht erdrückt fühlen. So ging es Kaki King, deren atemberaubende Tap-Technik ihr sogar einen Auftritt in der David-Letterman-Show bescherte, was bei experimenteller Instrumentalmusik nur alle Schaltjahre passiert. Doch schon beim dritten Album „… Until We Felt Red“ (2006) zeigte die damals 25-Jährige, dass das Bild der in sich gekehrten Virtuosin zu kurz griff: in „Jessica“ besang sie freimütig das erste Liebesabenteuer, gab ihren Postrock-Tracks Titel wie „Gay Sons Of Lesbian Mothers“ und spielte kaum mehr akustisch. Und seitdem Kaki King in Triobesetzung auf Tour geht, erweist sie sich nicht nur als schlagfertige Entertainerin, sondern auch als Kennerin deutscher Metal-Acts wie Bubonix, die sie regelmäßig covert.
Auf ihrer aktuellen CD „Junior“ ist nun vor allem eine Vorliebe für britischen Dream-Pop der Neunziger herauszuhören. Mit einer Transparenz, wie man sie von Lush oder auch Masha Qrella her kennt, trifft hier lakonischer Elfengesang auf treibende Fingerpickings, ausladende Slide-Guitar-Parts auf federnde Manchester-Rave-Beats. So gelingt es Kaki King – wie dem in „The Betrayer“ beschriebenen Doppelagenten – mittlerweile mühelos, vermeintlich gegensätzliche Lager gleichermaßen zu beglücken!
Text: Markus von Schwerin
Kaki King + Noël, Lido, Sa 3.4., 20 Uhr, VVK: 17 Euro
Tickets www.tip-berlin.de/tickets