Oriental Psych-Pop

Anadolu Rock aus den Niederlanden: Altin Gün spielt im Astra

Die crosskulturell gecastete Band Altin Gün interpretiert türkisches Liedgut

Foto: Sanja Marusic

Retro und zugleich zeitlos wirken Altin Gün. Und ein bisschen klingt die Band, als gehöre sie auf eine Compilation, für die ein paar besondere Perlen des so genannten Anadolu Rock ausgegraben wurden: ein Genre der 1960er- und 1970er-Jahre, bei dem türkische Musiker westlichen Rock mit traditioneller Folkore zusammenbrachten. Doch weit gefehlt: Die Band, bei der die Langhalslaute und sehnsüchtiger Gesang Hand in Hand mit Funkiness gehen, stammt aus den Niederlanden und veröffentlichte erst 2018 ihr Debüt „On“, im Jahr darauf folgte das zweite Album „Gece“.

Bassist Jasper Verhulsts war schlichtweg so begeistert vom Sound des Anadolu Rock, dass er unter Musikerfreunden Mitstreiter für ein Bandprojekt suchte. Über eine Anzeige fanden sie dann den Saz-Spieler und Sänger Erdinc Yildiz Ecevit und die Sängerin Merve Dasdemir. Fertig war die crosskulturell gecastete Cover-Band.

Die sechsköpfige Combo spielt nämlich keine Eigenkompositionen, sondern interpretiert Standards neu – viele aus der Feder der Legende Neşet Ertaş. Der verdiente schon als Kind sein Geld als Musiker, zusammen mit seinem Vater, einem fahrenden Sänger in Anatolien. Später lebte er in Deutschland, vor seinem Tod 2012 dann wieder in der Türkei. Heute gilt Ertaş als so etwas wie der Leonard Cohen des Landes. Übrigens betrieb er einst ein Musikgeschäft im U-Bahnhof Bülowstraße, in dem befand sich zu Mauerzeiten nämlich ein türkischer Basar. Altin Gün sind also das live besonders überzeugende Ergebnis eines Kulturtransfers – über ein paar Banden.

Astra Kulturhaus Revaler Str. 99, Friedrichshain, Mi 5.2., 21 Uhr, VVK 22,20 € zzgl. Gebühren

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