Die Band um Heiserkehle Billy McCarthy lebt aus dem Koffer. So ist das nun mal, wenn man die Band zum Lebensinhalt erklärt hat und die Bühne zum natürlichen Lebensumfeld. Allein in Berlin spielte das Trio voriges Jahr drei Mal – zunächst vor einer Handvoll Menschen im Privatclub, zum Schluss im ausverkauften Heimathafen und zwischendurch im Astra. Nicht nur in Berlin weist die Tendenz in Richtung großer Adressen. Auch sonst in Europa werden die Americana-Rocker geliebt, die ein wenig so klingen wie die straßenmusizierenden kleinen Brüder von Bruce Springsteen.
Die Geschichten, die Bandkopf und Gitarrist McCarthy in seinen Texten erzählt, sind von schmerzhaft persönlicher Natur. Sie handeln von einem Leben, das der durchschnittliche Konzertgänger wohl nur aus Kinodramen kennt: In dem ohne nennenswertes Budget realisierten Debütalbum „Rise Ye Sunken Ships“ von 2011 verarbeitete er seine katastrophale Kindheit und Jugend; diese war geprägt von der Abwesenheit der alkoholkranken Mutter, einem Wanderleben in verschiedenen Pflegefamilien sowie dem Suizid des jüngeren Bruders in einer Jugendhaftanstalt. Seine Band und das Schreiben von Songs hat McCarthy seither oft als Teil seiner Überlebensstrategie bezeichnet. Man hört es drängelnden, vor Emotionen schier berstenden Songs wie „Headlong into the Abyss“ an.
Das zweite, deutlich massiger produzierte Album ist ebenfalls dicht dran am Leben des Bandkopfes. Es entstand unter dem Eindruck einer Weltreise, die ihn nach Kenia, in die Türkei, auf dem Motorrad nach Mexiko und in die alte Heimat Kalifornien brachte. Dort traf er schließlich auf Freunde von einst oder auch auf die Grundschullehrerin – Begegnungen mit der Vergangenheit, denen er mit wunder Stimme den Pianosong „Walkabout“ widmet. New York ist offenkundig das stimmigere Zuhause für den Songschreiber und seine Mitstreiter Eric Sanderson und Drummer Rob Allen – wo hier doch die wundersame Erfolgsstory der Indie-Rocker ihren Lauf nahm. Besondere Verbundenheit fühlt das Trio auch mit Berlin. Hier spielen sie eines ihrer mittlerweile seltenen Clubkonzerte.
Text: Ulrike Rechel
Foto: Caroline Germany
Fluxbau Pfuelstr. 5, Kreuzberg, Mi 19.8., 21 Uhr, ausverkauft