Trotz des schlechten Wetters am 19. Dezember tummelten sich tausende – vorwiegend weibliche – Fans vor der Mercedes-Benz Arena. Die Halle zieht natürlich regelmäßig große Menschenmengen an, diesmal die Fans der südkoreanischen Band Blackpink, die auf ihrer Welttournee Halt in Berlin gemacht haben. Wir waren dabei, haben uns mit den Fans unterhalten und erklären, worauf man sich bei K-Pop-Konzerten einstellen muss.
K-Pop-Band Blackpink im Zuge ihrer Welttour in Berlin
Blackpink, das sind Jisoo, Rosé, Jennie und Lisa. Die vier jungen Frauen aus Südkorea bilden seit 2016 eine K-Pop-Girlgroup. Eine weltweit erfolgreiche Girlgroup, sollte erwähnt werden, denn die vier wurden kürzlich vom „Time Magazine“ als „Entertainer Of The Year 2022“ gekürt. Neben zahlreichen Auszeichnungen in Asien (Best Music Video 2020 bei den APAN Awards, Top 10 Artists bei den Melon Music Awards 2020), wurde ihr Song „How you like that“ bei den MTV Video Music Awards 2020 zum „Song of Summer“ gewählt. Auch bei den Teen Choice Awards gingen sie 2019 mit ihrem Lied „Ddu-Du Ddu-Du“ nicht leer aus.
Doch was macht sie so besonders? Blackpink sind schließlich nicht die ersten K-Pop-Stars, die in Deutschland Konzerte geben. Vor ihnen beglückten Bands wie B.A.P, Got7, Day6 und BTS ihre Deutschland-Fans, und die Girlgroup selbst stand 2019 in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle auf der Bühne. Aufgrund der hohen Nachfrage gab die Band dieses Jahr gleich noch ein Zusatzkonzert, Blackpink spielten am 19. und 20. Dezember.
K-Pop, dazu zählen Sänger:innen und Girl- und Boybands aus Südkorea. Nicht nur sehen K-Pop-Stars wie Models aus (nicht umsonst gibt es in den Bands neben Lead Vocalist oder Lead Dancer Positionen wie Visual), sie werden auch jahrelang in unterschiedlichen Sprachen unterrichtet und in Tanz und Gesang ausgebildet, bis sie Perfektion erreichen.
Diese harte Arbeit zahlt sich aus, Blackpink haben eine enthusiastische Fangemeinde. Vor Konzertbeginn am Montag unterhielten wir uns mit einigen Fans, die im strömenden Regen auf den Einlass warteten. Lange Wartezeiten nehmen sie in Kauf, das ist bei K-Pop ohnehin keine Seltenheit.
Was die Fans für ein Blackpink-Konzert alles auf sich nehmen
Es gibt eine ganze Menge verschiedener Ticketkategorien: Steh- und Sitzplätze sowieso, daneben VIP-Karten, mit denen ihr früher in die Halle könnt und die vom Goodie Bag bis zur Fotogelegenheit mit den Stars einige Boni beinhalten. Auch gibt es ein gesondertes Fan-Numbering, das sicherstellt, dass sich bei den Stehplätzen niemand vordrängelt. Das heißt aber auch, dass man früh da sein muss, um gute Plätze zu bekommen. Die größten Fans reisen schon einen Tag früher an, campen vor dem Veranstaltungsort oder kommen in den frühen Morgenstunden zur Halle, um sich die Plätze zu sichern.
Anders als zum Beispiel beim BTS-Konzert 2018 – bei dem die Mercedes-Benz Arena den Fans sogar verboten hat, vor der Halle zu campen (die Fans es aber trotzdem gemacht haben) – verlief das Warten beim Blackpink-Konzert in Berlin relativ entspannt.
So hieß es von einigen Fans, mit denen wir uns unterhalten haben, dass sie ungefähr zwei oder drei Stunden anstanden. Andere waren bereits am frühen Nachmittag dort, haben sich angestellt und ihre Nummer fürs Numbering erhalten, sind dann zurück ins Hotel, um sich umzuziehen (das Publikum ist ausgesprochen stylisch), und kamen dann abends wieder.
Falls einem an diesen Abend noch nicht klar war, dass es sich um ein BlackPINK-Konzert handelte, dem war das spätestens beim Betreten der Konzerthalle bewusst. Nahezu alle Fans hielten einen sogenannten Lightstick in den Händen: ein kleiner (Vorschlag-)Hammer mit Herzen an den Enden, natürlich in Pink. Das Accessoire leuchtet, kann die Farbe und das Tempo wechseln und wird während der Songs einfach (möglichst im Takt) mitgeschwungen.
Blackpink in Berlin: Kleine Party mit beeindruckender Show
Bevor Blackpink überhaupt die Bühne betrat, wurden die Fans musikalisch auf das, was kommen sollte, vorbereitet. Vorbands gibt es nicht, stattdessen wurden die Songs vom Band gespielt, inklusive Musikvideos und Begeisterungsschreien im Anschluss – die Band könnte ja jeden Moment auf die Bühne kommen. Erst, als die Musik richtig aufgedreht und es in der Halle dunkler wurde, war allen klar: Jetzt geht es los. Die aufgeheizte Stimmung wuchs zu einem Crescendo, das Kreischen wurde tatsächlich noch lauter, Fangesänge („Blackpink, Blackpink, Blackpink“) waren zu hören. Mit einer eindrucksvollen Lichtershow wurde den Fans eingeheizt, bis nach einem langen Intro die vier jungen Frauen tatsächlich auf einem Podest auf der Bühne standen. Ihr Song zum Auftakt: „How you like that“.
Ja, wie finden wir’s denn? Während des Konzerts gibt es eine unglaubliche Lichter- und Pyro-Show. Jisoo, Rosé, Jennie und Lisa wurden von jeweils sechs männlichen und weiblichen Backup-Tänzer:innen sowie einer Live-Band unterstützt. Insgesamt drei Mal zogen sie sich um: Meine Kollegin und ich haben direkt 2014-Tumblr-Flashbacks und wollen bei New Yorker einkaufen, so sehr erinnern einige Outfits an unsere Jugendjahre.
Nach rund anderthalb Stunden Singen, Kreischen und Lachen war Schluss, jedenfalls vorerst. Jennie verkündete in einem der leider seltenen Interaktionen mit den Fans, dass sie bei den letzten beiden Songs angekommen seien, dann wäre das Konzert vorbei. Niemand in der Halle glaubte das, trotzdem brach ein großes Geschrei aus, als die vier wirklich die Bühne verließen und für eine gefühlte Ewigkeit nicht wiederkamen. Dafür hatten sich die vier noch einmal, ein allerletztes Mal für diesen Abend, umgezogen und trugen ihr Merch: T-Shirts, Pullover und Hoodies – ein natürlicherer Look. Bereits vor Beginn des Konzerts hörten wir, dass die Fans nur auf ein bestimmtes Lied warteten: „Boombayah“. Blackpink habe das bei anderen Konzerten dieser Welttour nicht gespielt, deshalb war die Anspannung in der Halle förmlich zu spüren.
Blackpink lohnt sich – aber zu welchem Preis?
Das Konzert endete ohne „Boombayah“, dafür aber mit „As If It’s Your Last“ – für viele eine Enttäuschung. Auch sonst gibt es auf diversen Social-Media-Plattformen eher weniger Lob von internationalen Fans. Auf dem Weg nach draußen kamen wir an den Merchandise-Ständen vorbei und staunten nicht schlecht: T-Shirts für 45 Euro, Kapuzen-Pullover für 75 Euro. Auch die die pinken Lightsticks in Hammerform gab es zu kaufen.
Für meine Kollegin, die noch nie bei einem K-Pop-Konzert war, hat es sich gelohnt. Nachdem sie den ersten Schock überstanden hatte (die Blackpink-Mitglieder sahen aus, als hätten sie seit einer Woche nicht geschlafen), wurde sie von der Energie mitgerissen und sang hier und da auch mit. Für mich – als jahrelanger K-Pop-Fan – war die Show gut, mehr aber auch nicht. Es war ein Erlebnis.
Die Lichter- und Pyroshow ist genauso wie die Tanzeinlage und der Fanservice ziemlich überwältigend und zuerst gewöhnungsbedürftig, aber so sind diese Konzerte. Man möchte Eindruck verschaffen, man möchte trotz der Müdigkeit, trotz der Erschöpfung und den schlechten Bedingungen im K-Pop-Business gute Miene zum bösen Spiel machen und den Fans einen tollen Abend bereiten. Jisoo, Rosé, Jennie und Lisa von Blackpink – und auch die zahlreichen anderen K-Pop-Stars – rackern sich nicht umsonst ab und bieten ihren Fans wenigstens für diese paar Stunden einen unvergesslichen Abend. Und den hatten die tausenden von Fans bestimmt – mit oder ohne „Boombayah“.
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