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Norwegische Knallbonbons: Broen spielen in der Kantine am Berghain

Musik wie ein herumhampelndes Schulkind: Broen lassen Luftblasen platzen

Foto: Julia Reinhart

Wie klingt es, wenn Jazz-Studenten sich in Pop versuchen? Im Fall von Broen nach konstanter Erregung und Überstimulierung. Wäre ihr aktuelles Album „Do You See The Fallen Leaves?“ ein Schulkind, es würde ständig auf dem Stuhl rumhampeln, niemals zuhören, mal diesem mal jenem Gedanken folgen und zwischendurch jede Menge Knallbonbons und Luftblasen platzen lassen.

Wer Ruhe und Frieden sucht, ist bei Broen definitiv falsch. Die fünfköpfige Band aus Norwegen hat sich ihr eigenes, multisensorisches Klanguniversum geschaffen, das sich an Jazz, Funk, Psychedelic, R’n’B, Indierock und HipHop bedient. Sprich: an so gut wie allem.

Außer an synthetischen Klängen. Die haben sie auf ihrer aktuellen Platte weitestgehend runtergeschraubt. Dafür erklingen Tuba, Mundharmonika und Flöte. Was die technicoloren, vielphasigen Songs erdet, ist der entspannte Flow von Frontfrau Marianna S. A. Røe, die öfter rappt als singt.

Broens Musik ist nicht nur in ihrer Textur dicht und üppig, auch inhaltlich hat die Band eine breite Palette an Themen. Sie reflektiert über die verlorengegangene Beziehung zwischen Mensch und Natur, Mensch und Mensch und was es überhaupt bedeutet in einer kapitalistischen Welt Mensch zu sein.

Nachdenklich macht auch ihr Track „Dorian Gray“, der die These aufstellt, wir seien alle inzwischen zu Oscar Wildes fiktiver Figur verkommen: Durch die ganze Schminke und Botoxerei seien unsere Gesichter erstarrt und ausdruckslos geworden. Was wir wirklich denken, wer wir wirklich sind – es sei nicht mehr erkenntlich.Henrike Möller

Kantine am Berghain Am Wriezener Bahnhof, Friedrichshain, Mi 29.1., 20 Uhr, VVK 11 €

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