Shoegaze

Die Shoegaze-Veteranen Ride spielen im Lido

Schwitziger Spaß: Ride starren nicht mehr auf die eigenen Füße, sondern schauen nach vorn

Steve Gullick

Shoegaze, jene gitarrengetriebene Musik, die einst benannt wurde nach den eigenen Schuhen, auf die die Musikanten angeblich ständig starrten, ist zurück. Und das nicht nur als Sound bei Bands wie Beach House oder Cigarettes After Sex, sondern auch in Gestalt von alten Held*innen. Neben My Bloody Valentine und Slowdive gehören Ride zur alten Garde des britischen Indie-Rocks, der sich Ende der 80er- bis Anfang der 90er als Alternative zum hedonistischen Rave-Geschehen des Königreichs verstand. Als die Band sich dann doch dem Club-Sound anzunähern versuchte, überwarfen sich die Mitglieder. Das letzte Album „Tarantula“ erschien postum im Jahr 1996.

Und obwohl Songwriter Andrew Bell fast zwei Jahrzehnte alle Reunion-Gerüchte vehement abstritt, kam es dann 2014 doch so, wie es kommen musste: Ride fanden für eine Handvoll Konzerte zusammen und dann auch noch Gefallen daran. 2017 folgte mit „Weather Diaries“ das erste Album seit 21 Jahren, erst im vorigen Sommer legte die Gruppe mit „This Is Not A Safe Place“ einen Nachfolger vor.

Wie’s klingt? Fetter und direkter als noch in ihren Anfangstagen, die hymnischen Qualitäten ihrer Musik haben sich erhalten. Da klingen selbst neue Hits wie „Future Love“ nicht allein wundervoll ätherisch, sondern auch nach schwitzigem Spaß in der ersten Konzertreihe. Im Jahr 2020 starren Ride ganz offensichtlich nicht mehr auf eigenen Schuhspitzen, sondern gucken nach vorne. Shoegaze ist zurück, Ride sind schon weiter.

Lido Cuvrystr. 7, Kreuzberg, So 2.2., 20 Uhr, VVK 26,25 € zzgl. Gebühren

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