Welche Konzerte finden diese Woche in Berlin statt? Die Auswahl ist groß, und wir geben euch Tipps für die Shows, die sich besonders lohnen. Mit den wichtigsten Infos zu Tickets, Terminen und Auftrittsorten. Das sind die Konzerte in Berlin in dieser Woche, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet.
Jazzfest Berlin
Was kann Jazz überhaupt und was kann eigentlich ein Festival leisten? Als das Jazzfest Berlin, damals noch unter dem Namen Berliner Jazztage, 1964 an den Start ging, wünschte sich das Team um den legendären Festivalchef, den deutschen Jazzpapst Joachim-Ernst Berendt, eine transatlantische Brücke zu den Stars aus New York, Los Angeles und Chicago, deren zuweilen revolutionäres Spiel auch die deutsche und europäische Szene aufmischte. Folgerichtig trat Miles Davis mit seinem zweiten Quintett zur Premiere auf. 60 Jahre später steht die zurecht vielfach gewürdigte Festivalchefin Nadin Deventer vor dem gewaltigen Projekt Jazzfest Berlin. Mit dem Research Lab aus dem heraus zwei Seminare an Universitäten in Berlin und Hildesheim entwickelt wurden und dem Community Lab Moabit (28.10.-3.11.) will sie sich mit ersterem der Geschichte des Festivals stellen und mit dem zweiten „Ausblicke für eine vielversprechende Zukunft formulieren“. Wissenschaftler, Musiker, Journalisten und weitere Akteure und Akteurinnen werden in diesen Jazz-Think-Tanks über das Gestern und das Morgen nachdenken. Am Community Lab etwa sind diverse Initiativen beteiligt, die in Begegnungen, Workshops, Konzerten, Kochaktionen und weiteren Formaten ein gemeinsam mit dem Jazzfest entwickeltes Programm vorstellen.
Ein reguläres Konzertprogramm soll es zum Jubiläum natürlich auch geben, auch hier begegnen sich Stars und Newcomer: Saxophonist Joe Lovano, Pianist Joachim Kühn, Gitarrist Yoshihide Otomo und Multiinstrumentalist Joe McPhee stehen für die alte Garde. Die kanadische Pianistin Kris Davis, die Altsaxophonistin und Grenzgängerin Lakecia Benjamin und der Brite Kit Downes, der sowohl Klavier wie auch Orgel spielt, repräsentieren die nachkommende Generation. Und fern von jeglicher Kategorisierung: der Auftritt des stets genialen Sun Ra Arkestra. (Jacek Slaski)
- Jazzfest Berlin Haus der Berliner Festspiele und andere Orte, 31.10.-3.11., weitere Infos und Tickets hier
Boysetsfire
Post-Hardcore ist so eine Sache. Man liebt den Sound oder kann ihn nicht ausstehen. Boysetsfire sind dem Genre jedenfalls treu ergeben und das seit 30 Jahren. Ein neues Album hat die US-amerikanische Band aktuell nicht im Gepäck. Deshalb besinnt sich die Formation um Sänger Nathan Gray auf ihre Wurzeln, zeigt aber live eine gereiftere Klangstruktur. Die Texte sind wie gehabt politisch und persönlich, auf den späteren Alben reflektierter. Musikalisch setzt die Band auf eine kraftvolle Mischung aus intensiven Gitarrenriffs und melodischen Momenten, die ihre Entwicklung seit den 1990ern spürbar machen.
- Huxleys Neue Welt Hasenheide 107-108, Neukölln, Di 1.10., 20 Uhr, VVK 50 €, weitere Infos unmd Tickets hier
Marc Almond
Cover-Versionen gehörten von Anfang an zu seiner Karriere dazu – als Teil des Duos Soft Cell („Tainted Love“) oder als Solist („Something’s Gotten Hold of My Heart“ oder „Days of Pearly Spencer“). Auf „I’m not Anyone“, seinem 27. Studioalbum, das in diesem Sommer erschien, covert Marc Almond u.a. Neil Diamond, Don McLean, King Crimson oder Blue Cheer. Die „fast vergessenen Perlen“ seien idealer Stoff für „einen älteren Künstler“, sagt der 67-Jährige verschmitzt.
- Admiralspalast Friedrichstr. 101-102, Mitte, Di 1.10., 20 Uhr, Tickets ab 52 €, weitere Infos und Tickets hier
Good Kid
Die kanadische Indie-Rock-Band Good Kid steht mit ihrem unverwechselbaren, energiegeladenen Sound aus scharfen Gitarrenriffs und dynamischen Rhythmen für eine neue Generation von Bands, die Indie-Legenden wie The Strokes oder Bloc Party abgelöst haben. Das aktuelle Album „Good Kid 4“ zeigt eine Weiterentwicklung hin zu komplexeren Arrangements. So kombinieren sie sich geschwind durch Emo-Pop, Math-Pop und Indie. Die leicht neurotischen Texte kreisen oft um persönliche Herausforderungen, während der Sound durch catchy Melodien und gelegentlich auch durchaus tanzbare Beats besticht.
- Hole44 Hermannstr. 146, Neukölln, Mi 2.10., 20 Uhr, VVK 29 €, weitere Infos und Tickets hier
Güner Künier
In Izmir geboren, in Deutschland aufgewachsen, die Berliner Musikerin Güner Künier kombiniert Postpunk, Riot Grrrl und Krautrock zu einem stimmungsvollen Klangbild. Doch das Klangspektrum reicht noch weiter, diffuse Störgeräusche, die an Sonic Youth erinnern, oder auch Verweise auf Dreampop und Shoegaze. Künier gehört zu den stilprägendsten Protagonistinnen des Berliner Undergrounds, sie trat schon mit der Dark-Wave-Ikone Cosey Mueller auf und dem nicht minder umtriebigen Brezel Göring. Die Neue Zukunft ist ein Spielort, zu dem Küniers Musik gut passen dürfte.
- Neue Zukunft Alt-Stralau 68, Friedrichshain, Do 3.10., 20 Uhr, VVK 18 €, weitere Infos und Tickets hier
KOKOKO!
Die Band KOKOKO! stammt aus dem Kongo und hat sich der Fusion aus zentralafrikanischen Rhythmen und experimentellen Sounds verschrieben. Auf dem zweiten Album „Butu“ treten die elektronischen Elemente in den Hintergrund. Nach wie vor kommen aber selbstgebaute Instrumente aus Haushaltsgeräten zum Einsatz. Der Albumtitel heißt übersetzt „Die Nacht“: Thematisch geht es um das hektische Treiben in der Hauptstadt Kinshasa.
- Gretchen Obentrautstr. 19, Kreuzberg, Do 3.10., 20.30 Uhr, VVK 22 €, weitere Infos und Tickets hier
A Place to Bury Strangers
Die New Yorker feierten kürzlich das 20jährige Bestehen. Mehrfach stellte das Trio seine eigenwillige, extrem hypnotische Mischung aus Post Punk, Noise und Shoegaze beim Berliner „Synästhesie“-Festival vor. Auf der aktuellen Platte „See Through You“ klingen A Place to Bury Strangers epischer und vielleicht sogar zugänglicher. Das hält sie jedoch nicht davon ab, klanglich auszubrechen und die Hörer in ein Klanglabor voller verfrickelter Beats, abgedrehter Feedbackschleifen und Lärmorgien zu entführen, wovon auch die 7“-Serie zeugt. Zuletzt erschien in der Reihe „You’ll Be There For Me/When You’re Gone“.
- Metropol Nollendorfpl. 5, Schöneberg, Do 3.10., 20 Uhr, VVK 28 €, weitere Infos und Tickets hier
Crystal Fighters
Die im Baskenland gegründete und in London beheimatete Band ließ sich für das neue Album „Light+“ vier Jahre Zeit. Eigenen Angaben zufolge schafften es 60 Tracks in die Vorauswahl, wovon letztlich zehn auf der Platte landeten. Natürlich hört man noch die Mischung aus Indie-Pop und positiven Party-Vibes heraus, aber insgesamt sind Crystal Fighters deutlich elektronischer geworden. Es bleibt abzuwarten, wie sie die alten Songs, die sich zum Teil durch traditionelle Percussion auszeichnen, live umsetzen, oder ob sie die Hits einfach aus der Set-List streichen.
- Hole44 Hermannstr. 146, Neukölln, Fr 4.10., 20 Uhr, VVK 30 €, weitere Infos und Tickets hier
Luvre47
Berliner Rapper können derzeit nicht viel falsch machen, meist ist ihnen der Erfolg garantiert. Auch Luvre47 dürfte sich nicht beschweren, wobei sich beschweren ja auch zum Handwerk im Rap gehört. Sagen wir aber mal, die Texte, die er auf die eindringlichen Beats legt, sind hart authentisch. Auf dem 2024er-Album „Danke für alles“ liefert er Momentaufnahmen aus seinem Leben in Neukölln, wo er aufgewachsen ist. Rohe Geschichten, die von sozialen Ungerechtigkeiten, persönlichen Kämpfen und dem täglichen (Über-)leben auf den Straßen Berlins handeln. Manchmal düster, manchmal eingängig und ein Musterbeispiel für reflektierten Berliner Straßenrap.
- Columbiahalle Columbiadamm 13-21, Tempelhof, Fr 4.10., 20 Uhr, VVK 34 €, weitere Infos und Tickets hier
Kwam.E
Wenn es jemand schafft, Old-School-Ästhetik und moderne Einflüsse kongenial zu vereinen, dann ist das der Hamburger Rapper Kwam.E. Aufgewachsen ist der 1995 geborene Sohn ghanaischer Migranten in der Großwohnsiedlung Mümmelmannsberg. Dort hörte er sich durch den US-Hip-Hop der 1980er bis 2000er und erfand daraus einen eigenen Sound, über den er in zeitgemäßen Texten über Identität, Herkunft und das Leben im Block rappt. Kwam.E setzt auf prägnante Reime und zeigt dabei eine starke Verbindung zu seinen Wurzeln.
- Huxleys Neue Welt Hasenheide 107-108, Neukölln, Sa 5.10., 20 Uhr, VVK 38 €, weitere Infos und Tickets hier
Front 242
Neben Nitzer Ebb stellen Front 242 die Pioniere der Electronic Body Music (EBM) dar. 1981 hatten die Belgier Front 242 ihre erste Single veröffentlicht. Zahlreiche Techno-DJs nennen die Formation als wichtigen Einfluss. Nach mehr als 40 Jahren hat die Band beschlossen, ein letztes Mal auf Tour zu gehen – mit einem Best-of-Programm, das Hits wie „Headhunter“ oder „Hymn“ enthält.
- Columbiahalle Columbiadamm 13-21, Tempelhof, So 6.10., 19.30 Uhr, VVK 51 €, weitere Infos und Tickets hier
Tindersticks
Kürzlich feierten die britischen Meister der Melancholie das 30. Jubiläum. Auf ihrem 14. Studioalbum „Soft Tissue“, das Mitte September erschien, überraschen die Musiker um Frontmann Stuart A. Staples mit klanglichen Innovationen. So wenden sich die Tindersticks wieder stärker dem Northern Soul zu und überraschen mit opulenten Bläser-Sätzen.
- Theater des Westens Kantstr. 12, Charlottenburg, Mo 7.10., 20 Uhr, Tickets ab 47 €, weitere Infos und Tickets hier
Ausblick: Das sind die wichtigsten Konzerte 2024 in Berlin. Was diese kleine Agentur tut, ist beachtlich: Viele Karrieren beginnen bei amStart von Konzertveranstalter Ran Huber. Die Berliner Jazzszene pulsiert: Diese Jazz-Clubs und Jazz-Bars in Berlin servieren beste Klänge. Berlin und Musik passen einfach zusammen, wie die Berliner Hip-Hop-Geschichte in Bildern zeigen. „Hetzerin“ mit Herz: Unser Autor schreibt, warum es ganz gut ist, dass Sarah Connor Deutschlands erfolgreichste Popmusikerin ist. Immer gut über das Leben in Berlin informiert: Abonniert jetzt unseren wöchentlichen tipBerlin-Newsletter. Was ist noch los? Hier sind die besten Veranstaltungen heute in Berlin. Bisschen vorplanen: Alle Konzert-Tipps fürs Wochenende in Berlin findet ihr hier. Zelt einpacken und los: Die Infos zu Musikfestivals in Berlin und rund um die Stadt.