Sie oft hat man das nicht, dass einen eine Band aus Kassel den ganzen Sommer über verfolgt. Im Falle von Milky Chance gilt das aber auf jeden Fall für jene Menschen, die ihren Urlaub in Österreich, Polen, Holland, Frankreich oder der Schweiz verbracht haben. Dort nämlich schaffte es der Track „Stolen Dance“ neben Deutschland in die Chartspitzen – ein Sommerhit. Auf „Sadnecessary“, dem Debütalbum des Duos aus Kassel, treffen luftiger Reggae, kecke Club-Beats und ausgelassenes Gitarren-Picking auf eine Bob Marley verwandte Stimme; jene von Sänger und Mastermind Clemens Rehbein kommt jedoch noch rauer und markanter daher. Er beherrscht den tiefen, lässig wirkenden Sprechgesang genauso wie die hohen, röhrigen Töne. Seine Stimmgewalt steht dabei im krassen Gegensatz zu der meist eher reduziert gehaltenen Instrumentierung. Nicht weniger bemerkenswert sind die synthetischen Beats, die Sidekick Rehbein in seinem Kellerstudio zusammengebastelt hat. Dezent und schnell vorbeihuschend wie ein Schatten untersetzt er damit die eingängigen Melodiespuren. Manchmal knarzt oder knistert es, ein anderes Mal erinnert die Percussion an Peitschenschläge. Milky Chances Erfolgs-?geheimnis ist aber womöglich weder der kuriose Stilmix noch Rehbeins Vocals, sondern vielmehr die Multifunktionalität, mit der sie ?ihre Songs ausstatten. Ob Sonnenuntergang schauen im Park, tanzen auf einer Open-Air-Party oder chillen auf dem Sofa – ihr entspannter, gut gelaunter Sound passt irgendwie immer.
Text: Henrike Möller
tip-Bewertung: Annehmbar
Zitadelle Spandau, Sa 30.8., 18 Uhr, ?VVK: 26 Euro zzgl. Gebühr