Der australischen Singer-Songwriter Adam Geoffrey Cole spielt mit seinem Gnostic-Folk-Projekt Trappist Afterland. Auf dem neuen Album, das bei der Tour durch England in Berlin vorgestellt wird, wirkt unter anderem Current-93-Mastermind David Tibet mit. Die filigranen, psychedelisch eingefärbten Songs von Trappist Afterland gehören zu jener Sorte geheimer, kontemplativer Musik, die nur ganz selten ist. Wir sprachen mit Adam Geoffrey Cole über Gnostizismus, Bier und Berlin, wo er ursprünglich auftreten wollte, doch das Konzert in der Galiläakirche fällt kurzfristig aus.
Trappist Afterland alias Adam Geoffrey Cole: „Damals haben wir viel und gerne Trappistenbier getrunken“
tipBerlin Adam Geoffrey Cole, dein Künstlername lautet Trappist Afterland, das klingt nach einer Band, aber du stehst allein auf der Bühne, richtig?
Adam Geoffrey Cole In Berlin werde ich allein sein. Bei einigen Gigs auf der Tour spiele ich mit dem Gitarristen Henry Parker und auch mit Tali Trow, der eine Weile bei Circulus gespielt hat.
tipBerlin Die Trappisten sind ein katholischer Orden. Du bist zwar kein Mönch, aber Spiritualität spielt in deiner Musik eine große Rolle. Ist das Songwriting eine Suche nach innerer Mystik?
Adam Geoffrey Cole Ganz bestimmt, aber der Name gründet auf einem Scherz. Damals habe ich die Band mit Adam Casey gegründet und wir haben viel und gerne Trappistenbier getrunken. Deshalb wollten wir an einem Ort leben, an dem wir wie Mönche trinken können.
tipBerlin Rückblickend passt der religiöse Bezug trotzdem sehr gut zu deiner Musik.
Adam Geoffrey Cole Die Musik ist verwoben, psychedelisch und sehr deprimierend. Ich schreibe über Dinge, die mir wichtig sind, und das beinhaltet Spiritualität, christliche Mystik und Gnostizismus. Es ist definitiv keine Partymusik. Ich habe versucht, fröhliche Lieder zu schreiben, aber sie scheinen nie wirklich gut zu werden, also habe ich es aufgegeben.
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tipBerlin Wie begann dein Interesse an Gnostizismus und religiösen Themen?
Adam Geoffrey Cole Ich bin katholisch erzogen und hatte schon immer viel über den Tod nachgedacht. Während meiner Teenagerjahre habe ich die Religion verloren. Doch als ich Anfang 20 war, erkrankte mein Vater, und starb, als ich 24 war. So kehrte ich zu meinem Glauben zurück. Dann habe ich mich für östliche Mystik und Buddhismus interessiert und später für Gnostizismus, für die Idee, dass vor der römisch-katholischen Kirche eine reinere Lehre von Christus existierte. Als ich älter wurde, fand ich, dass Gnostizismus, auch wenn er mich viel gelehrt hat, nicht gut für mich war. Im katholischen Glauben entdeckte ich etwas, den Schutz der Heiligen oder so etwas in der Art, und das hat mich zu einem besseren Menschen gemacht.
tipBerlin Du bist eng mit der europäischen Folkszene verbunden, die im Grenzbereich von experimenteller und psychedelischer Musik verortet werden kann, und spielst mit Bands wie den Kitchen Cynics aus Schottland oder Current 93, der Formation um David Tibet. Ziemlich weit weg für einen australischen Songwriter, oder?
Adam Geoffrey Cole Ich lebe in Melbourne und habe hier in verschiedenen Bands gespielt, von denen einige auch erfolgreich waren. Als ich anfing, mich mit esoterischen Themen und psychedelischer Musik zu beschäftigen und Oud und Laute zu spielen, fühlte ich mich in Melbourne sehr allein. Die Australier neigen eher zu amerikanischem Folk als zu britischem. Was ich seltsam finde, denn die meisten Australier stammen von Schotten, Iren, Engländern oder Walisern ab.
tipBerlin Könntest du über dein neues Album sprechen und es in den Kontext deiner Diskografie stellen, denn du hast eine ganze Reihe von Platten veröffentlicht?
Adam Geoffrey Cole Eine Menge, seit 2010 sind es etwa 30 Veröffentlichungen. Auf dem neuen Album „Evergreen-Walk to Paradise Garden“ bin ich mehr auf die Songs fokussiert und etwas weniger experimentell und es ist wahrscheinlich das Persönlichste, was ich je gemacht habe. Eine bittersüße Angelegenheit, denn die Monate, in denen ich es geschrieben habe, waren ziemlich schwierig. Meine Mutter lag im Sterben und zur gleichen Zeit hat mich meine Frau, mit der ich 20 Jahre verheiratet war, hintergangen und verlassen, während meine Mutter schließlich starb. Am Ende dieser Tragödie habe ich aber einen Menschen kennengelernt, der ziemlich besonders ist. Also ja, die Hälfte der Platte ist wirklich deprimierend, aber dann gibt es ein kleines bisschen Licht am Ende des Tunnels.
- Musik von Trappist Afterland und mehr Informationen gibt es hier
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