An seiner Kopfbedeckung kann man meist den jeweiligen Zusammenhang erkennen, in dem Kurt Wagner gerade musiziert. Gab er zuletzt den einsamen lakonischen Songwriter, sah man ihn im schwarzen Stetson auf der Bühne; im Duoprojekt Kort sang er weiß behütet neben Cortney Tidwell Countryklassiker der 60er und 70er. Widmete er sich schließlich dem Kerngeschäft, trug der Lambchop-Frontmann ein volksnahes Trucker-Käppi. Der Gedanke liegt nahe, dass er nun auch ein solches zum Auftakt seiner Europatour aufsetzen wird. Nach vier Jahren ohne Veröffentlichung präsentiert dort sein sympathisches Kollektiv mit „Mr. M“ das nunmehr elfte Studiowerk. Mondän von Streichern unterlegte Nashville-Arrangements, in die sich hier und da elegant-sphärische Soulanleihen einweben und in denen Wagner in schwermütigem Halbsprechgesang von den Wirrungen des Lebens, alten Freundschaften und dem Tod erzählt.
Lambchop besinnen sich 25 Jahre nach Bandgründung auf ihre Stärken und stehen jetzt symptomatisch für den melancholischen, gut abgehangenen Sound des Americana. Mit seinem zuweilen sarkastischen Unterton verkörpert Wagner dabei perfekt einen Daseinszustand zwischen leicht depressiver Ernsthaftigkeit, zynischer Nostalgie und einem ausgeprägten Bedürfnis nach Ruhe.
Text: Jacek Slaski
Foto: Bill Steber
Lambchop, Babylon Mitte, Do 23. + Fr 24.2., 20 Uhr, VVK: 33 Euro