Wenn die Rede von „Circle Pit“ ist oder einer ordentlichen „Wall of Death„, dann wissen Caliban-Fans bescheid. Konzerte der Essener Heavy-Truppe gelten als Spielplatz für die Rituale der Metalcore-Szene. Bei der „Todesmauer“ geht’s drum, sich zum Riffgewitter in zwei Reihen gegenüberzustehen und schließlich aufeinander loszustürmen. Beim „Circle Pit“ handelt es sich um einen Kreistanz mit Rempeleien. Die Band beobachtet so was lieber aus der Distanz. Nasenbrüche können sich Caliban nicht leisten; dafür ist ihr Tourplan zu prall: Rund 200 Tage pro Jahr sind die Hochgeschwindigkeitsmetaller aus dem Ruhrpott unterwegs. Es geht in Länder wie Japan, Australien, Russland oder Malaysia – die Welt der Headbanger ist nun mal weiter als die der gemeinen Schrammelzunft. Plattenverkäufe waren für das Quintett mit den zwei Sängern – dem melodiös veranlagten Gitarristen Marc Görtz und dem fürs Shouten und Grunzen zuständigen Andreas Dörner – lange zweitrangig. Seit Caliban allerdings mit Größen wie dem amerikanischen Toningenieur Andy Sneap zusammenarbeitet – Mixer hinter Hardcore-Veteranen wie Machine Head oder Killswitch Engage –, wirken die Songs der Deutschen eingängiger, weniger aufgedreht. „Unsere Songs sind kompakter geworden. Früher haben wir ein Riff ans andere geklatscht, da hat sich nix wiederholt. Bei den letzten Platten wurde das alles ein bisschen vereinfacht“, resümiert Drummer Patrick Grün. Zum Dank landete das 2006er-Album „The Undying Darkness“ in den Charts, der Nachfolger „The Awakening“ schaffte Platz 36. Sollte Album Nr. 7 im August gar die Top Twenty knacken, wagen Caliban vielleicht mal wieder ein Tänzchen mit den Hardcore-Fans im Circle Pit.
Text: Ulrike Rechel
Caliban + Insidious Disease, Magnet, Do 30.7. , 20 Uhr, VVK: 15 Euro
Tickets unter www.tip-berlin.de/tickets