Als gefallener Beinahe-Rockstar muss man fast alles selber machen. Autofahren etwa durch Hamburgs Hafengegend und dabei gleichzeitig ein Interview mit sich selbst führen. Doch Malakoff Kowalski, bürgerlich: Aram Pirmoradi, beherrscht in dem kleinen YouTube-Clip in eigener Sache die Technik des Multitaskings. Muss er auch: Hat sich der Songwriter, der früher mal eine Hälfte des HipHop-Duos Jansen & Kowalski war, nach dem Aus des Projekts gewissermaßen selbst am Schopf aus dem Schlamm der verpufften Träume gezogen. Heute, als Ein-Mann-Band mit eigenem Studio in Kreuzberg, wagt Pirmoradi den Neustart. „Neue deutsche Reiselieder“ heißt sein Debütalbum: Es klingt angemessen aufgedreht – allen voran im nervös rockenden Ohrwurm „Andere Leute“, der ungefähr so daherkommt, als coverten die Queens Of The Stone Age „Herzlichen Glückwunsch!“ von Spliff. Überhaupt passt der 30-Jährige, der jeweils Pässe aus Deutschland, USA und dem Iran besitzt, besser nach Berlin als in seine alte Heimat Hamburg. Denn selbst wenn Pirmoradi mal einen zarteren Song anstimmt – ein Klavier-Chanson etwa wie „Ich geh für niemand mehr zur Hölle“, scheinen aus der Ferne Berliner Legenden zu grüßen – Hildegard Knef oder Rio Reiser; mit „Barfuß oder Lackschuh“ hat der Mann mit dem Charakterprofil schließlich auch Harald Juhnke gecovert: als gefährlich abgründig brazzelnden Garage-Rock. Nach der enttäuschenden Episode in der Welt der Major-Plattenfirmen wolle er keine künstlerischen Zugeständnisse mehr machen, sagt der Songwriter. So etwas sagt sich leicht daher, doch ihm glauben wir das gerne.
Text: Ulrike Rechel