Wüstenpsychedelik – Mdou Moctar schreibt auch über die Ausbeutung Nigers durch Frankreich
Die Karriere von Mdou Moctar, 33, ist eine unwahrscheinliche, weil sie von Widrigkeiten gesäumt war. Als Teenager lernte er in der Einöde Nigers die Gitarrenmusik der Tuareg kennen und wollte Musikern wie Abdallah ag Oumbadougou oder dem malischen „Bluesman of Africa“ Ali Farka Touré nacheifern. Im Weg stand nicht nur die Familie, deren konservativ ausgelegter muslimischer Glaube alle weltliche Musik verbot – sondern auch die fehlende Gitarre.
Moctar baute sich also selbst eine, aus Holz und Fahrradkabelage. Mit nur fünf Saiten, für ihn aber reichte es. Er brachte sich heimlich das Spielen bei, wurde als Hochzeitsmusiker aktiv und nahm erste Songs auf, die den Tuareg-Blues von Bands wie Tinariwen um zeitgenössische Elemente anreicherten.
Moctars Debütalbum „Anar“ wurde 2008 zum Viralhit in der Sahara und weit darüber hinaus – auch weil es mit jeder Menge Beats und Autotune-Gesang aufwartet. Moctars neues Album „Ilana“ für sein US-amerikanisches Stammlabel Sahel Sounds ist das erste, das er in einem professionellen Studio aufnahm. Der gleichermaßen rohe wie psychedelische Full-Band-Sound mit seinen gelegentlichen Van Halen-Momenten wird von Lyrics begleitet, die nicht selten ans Eingemachte gehen: Der Titeltrack beispielsweise setzt sich mit der anhaltenden Ausbeutung nigrischer Ressourcen durch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich auseinander. Alle Widrigkeiten sind dann doch noch nicht aus dem Weg geräumt.
Grüner Salon Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte, Do 6.6., 22 Uhr, VVK 20 €