Weihnachtsabräume
Auch über Verstorbene muss man Schlechtes sagen dürfen: Jackos bombastisierender Funk-Soul war längst unzeitgemäß und sein Leid als psychisches und physisches Wrack hinderte die Konzert- und Musikindustrie nicht, vor allem den merkantilen Wert im einstigen „King of Pop“ zu sehen. Den hat er posthum erst recht. Aber was hier mithilfe alten Takes entstand, ist pures Weihnachtsgeschäft: Klang- und Kieks-Zitate unspektakulär produziert – und was viel schlimmer ist, es wird auch schwächelnd gesungen. „Hold My Hand“ oder „Best Of Joy“ klingen eher wie bemühte DSDS-Versuche, denn nach inspiriertem Comeback. Partner wie die stupiden Lenny Kravitz und 50 Cent machen die Sache auch nicht besser. Alle bleiben blass.
Text: Hagen Liebing
tip-Bewertung: Uninteressant
Michael Jackson, Michael (Sony)
Ambitionierter Soundtrack
Der Nachfolgestreifen des Sci-Fi-Klassikers kommt in Deutschland erst Ende Januar in die Kinos. Dem Soundtrack nach zu urteilen wird er düsterer und dramatischer als das Original ausfallen. Um der Aufgabe gerecht zu werden, haben Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo zwei Jahre lang mit einem 85-köpfigen Orchester zusammengearbeitet. In seiner Gänze wird der Soundtrack womöglich mehr Klassik-Freunde als Fans des französischen Duos ansprechen. Der für Daft Punk typische Clubsound mit Beats kommt nur selten zum Vorschein. Dafür kann man sich an sehr feinsinnig arrangierten Instrumentals wie „Disc Wars“ erfreuen, in denen die beiden musikalischen Welten wunderbar miteinander harmonieren.
Text: Thomas Weiland
tip-Bewertung: Hörenswert
Daft Punk, Tron:Legacy (EMI)
Fast übersehen
Seit Graham Parker, englischer Songwriter und Sänger par excellence, der in der New-Wave-Ära der 70er mächtig Furore gemacht hat, in die USA umgesiedelt ist, werden seine Veröffentlichungen in Europa meistens übersehen. Zu Unrecht, wie das jüngste Studioalbum beweist. Elf originelle Filmtreatments hat der literarische Musiker geschrieben und deren skurrile „Helden“ und Szenen zu exquisiten R&B-Songs verarbeitet. Mit berauschenden Melodien und einem sehr direkten Sound elektrischer und akustischer Gitarren, Orgel und einer nach wie vor exzellenten Shouter- und Balladen-Stimme.
Text: H.P. Daniels
tip-Bewertung: Hörenswert
Graham Parker, Imaginary Television (Bloods hot Rec.)