Unterhaltsamer Anachronismus
„Gold Cobra“ ist eklatant gestrig und weit entfernt von raffiniert. Spaß macht das Album trotzdem. Überrascht wird man indes von nichts, dazu ist das Prinzip Limp Bizkit zu leicht zu durchschauen: Auf harte Hip-Hop-Elemente mit expliziten Texten folgen dreschende Metal-Rhythmen und absehbare Breaks. Bemerkenswert ist allein, dass dies auch heute noch, rund zehn Jahre nach dem NuMetal-Hype, fast unverändert funktioniert. Der Crossover knallt wie früher aus den Boxen. Lediglich der zur Band zurückgekehrte Wes Borland zieht die Amis mit findigen Gitarrenriffs aus der zuletzt zu beklagenden Belanglosigkeit. Mehr Neues gibt es nicht zu melden. Doch schaut man auf die Entwicklung von Genrekollegen wie Korn oder Linkin Park, ist vielleicht gerade das die gute Nachricht.
Text: Nadine Kleber
tip-Bewertung: Annehmbar
Limp Bizkit, Gold Cobra (Interscope/Universal)
Der Gothfather
Die zweite Trennung von Bauhaus vor drei Jahren brachte Chefdramatiker Peter Murphy zwar einigen Frust, doch immerhin auch neue Ideen für Solosongs. Da wäre etwa die sarkastische Darkpopballade „I Spit Roses“, in der harte Schlagzeugbeats und schattige Wave-Gitarren eine stilechte Kulisse für Murphys dramatischen Gesang abgeben. Überhaupt lebt sich der Gothfather gesanglich voll aus, ob als Punk-Dandy („Seesaw Sway“), ob expressionistisch überhöht wie im Goth-Schleicher „Secret Silk Society“. Murphy schwelgt hemmungslos in Nostalgie, das aber mit Seele.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Annehmbar
Peter Murphy, Ninth (Nettwerk/Soulfood)
Mittlere Flamme
Fünf Jahre nach ihrem rockseligen Album „Light Grenades“ verabschieden sich Incubus von ihrem betont massenverträglichen Pfad. Auf dem sechsten Album versuchen sich die Kalifornier nun darin, ihre Songs auf mittlerer Flamme zu halten und sie weniger durch ausdrucksvolle Melodien zu gliedern als durch Stimmungswechsel oder B-Parts wie im langen, von Slide- und Akustikgitarren gefärbtem „In The Company Of Wolves“. Doch anstelle erhöhter Intensität а la The Doors entsteht eher der Eindruck, dass die Songs unentschlossen dahinplätschern. Dem Willen zum Experiment fehlt offenbar die Konsequenz.
Text: Ulrike Rechel
tip-Bewertung: Zwiespältig
Incubus, If Not Now, When? (Sony)